Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4, [Schülerbd.]] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4, [Schülerbd.])

„Dann bin ich dir über!“ versetzte der Edelmann, „ich habe 
zwei bessere Steine als die deinen, sie bringen mir jedes Jahr 
etliche hundert Gulden ein.“ 
Nach einiger Zeit kam der Schloßherr, bei dem er eingekehrt 
war, zu ihm auf Besuch und begehrte gleich seine Steine zu sehen. 
Da führte ihn der Edelmann zu einer Mühle auf dem Vorwerk, 
zeigte ihm dort die Mühlsteine und sagte: „Die schaffen mir jedes 
Jahr etliche hundert Gulden!“ — 
Es gibt mancher Tausende von Gulden für einen Edelstein, 
der nicht ebensoviele Heller um Gottes willen den armen Leuten 
gäbe. 
134. Das Gegengeschenk. Von Karl Simroch. 
Deutsche Märchen. Stuttgart 1864. 8. 212. 
ein großer Herr hatte sich einmal im Walde verirrt und kam bei 
der Nacht an die Hütte eines armen Köhlers. Der war selbst 
über Land, und die Frau kannte den gnädigen Herrn nicht. Doch nahm 
sie ihn wohl ans, sagte ihm aber gleich voraus, daß es um die Be¬ 
wirtung scheu aussehe; denn sie hätte nichts als Erdäpfel und selber 
kein Bett; er müßte also auf dem Heuschober schlafen. Weil aber der 
Herr hungrig und müde war, schmeckten ihm die Erdäpfel wie Eier¬ 
dotter, und auf seinem Daunenbette hatte er noch selten besser geschlafen 
als hier auf dem Heu. Das rühmte er auch am Morgen, als er seinen 
Heimweg antrat und der Frau zum Abschied ein Goldstück reichte. 
Weil aber der Herr sagte, das sollte sie zum Andenken haben, hielt sie 
es für eine Denkmünze und bedauerte nur, daß sie kein Loch daran sah; 
denn so konnte sie es nicht am Halse tragen. Als nun der Köhler nach 
Hanse kam, erzählte ihm die Frau von dem vornehmen Gast, der ihr 
die Denkmünze geschenkt hätte. Da merkte er gleich an der Beschreibung 
und kostbaren Gabe, daß es der Fürst des Landes gewesen war, und 
freute sich, daß ihm seine Erdäpfel wie Eierdotter geschmeckt hätten. 
„Es ist aber auch wahr," sagte er, „bessere Erdäpfel müssen auf der 
Welt nicht wachsen als hier in dem sandigen Waldboden. Aber es ist 
doch zu viel, was der Herr dir gegeben hat für eine Nacht auf dem 
Heu und eine Schüssel Erdäpfel. Ich will ihm noch ein Körbchen voll 
bringen, weil sie ihm so gut geschmeckt haben." Sogleich machte er sich 
auf mit einem Simmerischen Malter und kam nach dem Schlosse und 
begehrte Einlaß. Die Schildwache und die betreßten Lakaien wollten 
ihn abweisen; er kehrte sich aber nicht daran und sagte, sie sollten ihn 
nur melden, er begehre ja nichts, und wer bringe, sei überall willkommen. 
^Lo kam er in den Audienzsaal und sagte: „Gnädiger Herr, Ihr habt 
neulich bei meiner Frau geherberget und das harke Heulager und eine 
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