Full text: Vom westfälischen Frieden bis auf unsere Tage (Bd. 7)

Kaiser Leopold J. 
berte mehrere Festungen am Rheine, und hatte die 
Dreistigkeit, sie dem Kaiser fuͤr 300000 Thaler anzu⸗ 
bieten. Die rheinischen irin schrien laut uͤber seine 
Frevelthat, und es waͤre Recht gewesen, ihm den 
Raub mit den Waffen; wieder abzujagen. Aber Fer⸗ 
dinand, der den Frieden uͤber alles liebte, beredete 
die rheinischen Fuͤrsten, jene 300000 Thaler zusammen 
zu schießen, und so ihre Festungen wieder zu kaufen. 
So stand es damals mit der Justiz in Deutschland. 
Kaiser Ferdinand III. starb 1657, als er seinen 
lerinm schon durch die Blattern verloren hatte. 
Der Koͤnig von Irser Ludwig XIV, bemuͤhete 
sich ungemein, roͤmischdeutscher Kaiser zu werden; 
aber die Kurfuͤrsten, selbst die protestantischen, hat⸗ 
ten keine Ursache, das Haus Oestreich zu uͤbergehen, 
wenn doch einmal ein deutscher Fuͤrst roͤmischer Kai⸗ 
ser werden muͤsse, und so waͤhlten sie den 18ten Juli 
1658 den aͤltesten oͤstreichischen Prinzen, den zweiten 
Sohn Ferdinands, Leopold, zum roͤmischen Koͤni 
und Kaiser, und kroͤnten ihn den Isten August u 
selben Jahres. 
Am Ende des Mittelalters saß Friedrich III. ein 
babses Jahrhundert unthaͤtig auf dem Kaiserthrone. 
it ihm hat Leopold J. große Aehnlichkeit: er re⸗ 
gierte 47 Jahre, und that in dieser langen Zeit we⸗ 
nig fuͤr die Wuͤrde des deutschen Reiches, so gut⸗ 
muͤthig und fromm er auch war. Der laͤndersuͤchtige 
Ludwig XIV. von ra dessen naͤhere Bekannt⸗ 
schaft wir erst in der franzoͤsischen Geschichte machen 
werden, war durch seine Schlauheit dem arglosen 
Kaiser weit uͤberlegen. Erst nahm er den Spaäniern 
rinen großen Theil ihrer Niederlande weg, und dann 
griff er die Hollaͤnder an. Diese, welche eben erst 
im westfaͤlischen Frieden die Anerkennung ihrer Frei⸗ 
heit auch von Frankreich erhalten hatten, konnten 
kaum einen Bundesgenossen finden. England hielt 
mit Frankreich, selbst mancher deutsche Fuͤrst, z. B. 
Coͤln und Muͤnster (Bernard von Galen war immer 
ein großer Feind der Hollaͤnder). Nur Friedrich 
Wilhelm von Brandenburg, gewoͤhnlich bloß der 
große Kurfuͤrst genannt, leistete den Hollaͤndern 
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