Full text: Vom westfälischen Frieden bis auf unsere Tage (Bd. 7)

Scenen aus dem siebenjaͤhrigen Kriege. 217 
1. Friedrich in Sachsen 1756. 
Um den Feinden zuvorzukommen, ruͤckten gleich 
70000 Preußen in Sachsen ein, am hten Sept. hielt 
Friedrich seinen Einzug in Dresden, und nahm sei⸗ 
ne Wohnung in einem Gartengebaͤude der Vorstadt. 
Die saͤchsische Armee, etwa 14000 Mann stark, hat⸗ 
te ein festes Lager bei Pirna bezogen, Friedrich 
wollte aber den Kurfuͤrsten und polnischen Koͤnig 
gern zum Verbuͤndeten haben, doch dieser hielt ihn 
mit leeren Hoͤflichkeiten hin, lud ihn oft zur Tafel, 
mehr wollte er fuͤr ihn nicht thun. Da nahm Frie⸗— 
drich einen andern Ton an, setzte uͤber Sachsen eine 
preußische Landesregierung, und ließ alle Gelder 
des Kurfuͤrstenthums in seine Kassen zahlen. Auch 
schrieb er noch besondere' Kriegscontributionen aus, 
leerte alle Zeughaͤuser, nahm die Bergwerke, die 
Mun die Porzellanfabrik in Beschlag, und ließ 
alle Kanzleien versiegeln. Am meisten suchte er des 
geheimen Archives habhaft zu werden, um durch die 
Driginale sich vor dem Publikum zu rechtfertigen, 
dennñ mit seinen Abschriften konnte er nichts bewei⸗ 
sen. Aber die wichtigsten Papiere hatte die Koͤni⸗ 
ginn von Polen und Kurfuͤrstinn in ihrem eigenen 
Kabinette, und trug den Schluͤssel immer bei sich. 
Friedrich kam dahinter, und schickte ihr seinen Ge⸗ 
neral Winterfeld, einen feinen Hoͤfling, aber 
dieser konnte selbst auf seinen Knien bittend sie nicht 
bewegen, die Papiere auszuliefern. Da kamen bald 
andere, den Schrank mit Eisen zu erbrechen; die 
Koͤniginn stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor 
den Schrank; aber die preußischen Soldaten faßten 
sie ohne Umstaͤnde an, obschon sie mit den Haͤnden 
um sich schlug, und laut schrie, trugen sie in ein 
anderes Zimmer, und nahmen die Papiere. 
Diese unehrerbietige Beruͤhrung der Koͤniginn 
wurde nun als eine uͤnerhoͤrte That von Friedrichs 
Feinden laut verkuͤndigt. Vom Kaiser und Reich 
ward Friedrich als ein Stoͤrer des Landfriedens in 
die Reichsacht erklaͤrt, allen seinen Generalen be⸗ 
fohlen, ihren gottlosen Herrn zu verlassen, und sei⸗
	        
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