Full text: Vom westfälischen Frieden bis auf unsere Tage (Bd. 7)

Preußisch⸗ russischer Krieg. 351 
zosen sich des Sieges, und sagten in den Zeitungen, 
die Russen haͤtten 7000 Todte, 15000 Gefangene 
verloren, und ihrer 16000 waͤren verwundet; die 
Russen meldeten, 12000 Franzosen getoͤdtet zu ha⸗ 
ben. So viel ist gewiß, daß am dritten Tage noch 
einmal die Schlacht erneuert werden sollte, aber 
am Ende zogen sowohl die Franzosen, als auch die 
Russen, sich zuruͤck, und es trat auf mehrere Mo⸗ 
nate ein Waffenstillstand ein. 
Nun ließ Napoleon frische Soldaten aus Frank⸗ 
reich kommen, 89000 Mann — von Gensd'armes 
sah man die Juͤnglinge durch Deutschland zur Schlacht⸗ 
bank getrieben werden. 
Den 14. Juni 1807 war die entscheidende Schlacht 
bei Friedland. Die Franzosen waren in einem 
Walde versteckt, und brachen erst Abends 6 Uhr, 
da die Russen ermattet waren, mit ihrer Staͤrke 
hervor, trieben die Russen durch das brennende 
Friedland, und machten ihrer 17000 nieder, wenn 
man ihren Berichten glauben soll; sie selbst ruͤhm⸗ 
ten sich nur 500 Mann an Todten verloren zu haben. 
Die Franzosen ruͤckten in Koͤnigsberg ein, aber 
Pillau ergab sich nicht, der 75jaͤhrige Hermann 
vertheidigte es, und ließ seine Soldaten bei einem 
Sarge schwoͤren: Preußen o der Tod! 
Die Russen zogen sich uͤber den Graͤnzfluß Nise⸗ 
men zuruͤck, in der Gegend von Tilsit. Den 19. 
Juni war auch Napoleon da. Sechs Tage spaͤter 
war die beruͤhmte Zusammenkunft der beiden Kaiser, 
Napoleons und Alexanders, auf dem Niemen, im 
Angesichte beider Heere, und die zwei Monarchen 
wurden so große Freunde, daß nun auch die beiden 
Heere vergessen zu haben schienen, sich noch vor we⸗ 
nigen Tagen bis auf den Tod bekaͤmpft zu haben. 
Franzosen und Kosaken sah man Arm in Arm ge⸗ 
hen, Italiaͤner und Mamelucken, Preußen und Taͤr⸗ 
taren. Sie gaben einander sogar Gasimaͤhler, und 
rhhen oft ihre Kleider zum Zeichen der Bruͤder⸗ 
aft. 
Den 7. Juli erschien der Tilsiter Friede mit 
Rußland, den 9. Juli mit Preußen. Preußen ver« 
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