Full text: Von Alexander d. Gr. bis Christus (Bd. 3)

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8 93. 
vespasianus. 
¶IJ. 69 -79.) 
Vespasian war schon ein siebenzigjähriger Mann; 
als einen klugen und tapfern Feldherrn hatte er sich bereits 
in Brittanien und Asien bewährt, und jetzt war er ernstlich 
darauf bedacht, die Verfassung des Reiches wieder zu befe— 
stigen. Um den erschöpften Schatz zu füllen, ließ er seine 
Sparsamkeit fast in Geiz ausarten. Selbst auf die Unrath— 
fässer der Walker legte er eine Steuer. Einer seiner Freunde 
fand das ekelhaft. Vespasian hielt ihm darauf ein Gold— 
stück unter die Nase, und fragie: Riecht das übel? Er 
machte Achaja, Samos u. s. w., die Nero frei gegeben 
hatie, wieder zu Provinzen, ergänzte den Senat, verbot die 
Angebereien, baute das Capitolium und einen großen Theil 
der seit Nero in Asche liegenden Bürgerhäuser wieder auf, 
und fügte noch einen schönen Friedenstempel und das berühmte 
Coloseum hinzu, welches sein Sohn Titus vollendete, ein 
ungeheures Amphitheater, von dem noch jetzt in Rom große 
Ruinen zu sehen sind. Von den abgebrochenen Steinen dieser 
den Masse sind in neuern Zeiten mehrere prächtige 
baude aufgefüͤhrt worden. Es war ein Gebäude von ellipti⸗ 
scher Form, 564 Fuß lang und 467 Fuß breit, 140 Fuß hoch, 
auf 80 Bogen ruhend, auswendig mit Marmor bekleidet und 
mit Bildsäulen geschmückt, im Innern gleichfalls mit Marmor 
belegt, mit 60 80 Sitzreihen für 80,000 Zuschauer, die 
durch 64 Thüren ein- und ausgingen. Niay r verges⸗ 
sen — so spricht ein großer Kenner des Bierthums — 
was in irgend einer Ruͤcksicht zur Bequemlichkeit oder zum 
Vergnügen der Zuschauer dienen konnte. Sie waren vor 
Sonne und Regen durch ein weites Schirmdach geschützt, 
welches nöthigen Falls über ihre Häupter gespannt werden 
lonnte. Die Luft wurde beständig durch das Spielen von 
Springbrunnen erfrischt, und mit den köstlichsten Wohlge— 
rüchen angefüllt. Die Arena oder Bühne in der Mitte des 
Gebaͤudes war mit dem feinsten Sande bestreut, und konnte 
nach und nach die verschiedensten Gestalten annehmen. In 
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