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unsers Herrn Jesu Christi, durch welchen und mit welchem
dem Vater sammt dem h. Geiste Ehre und Macht gebührt
zu allen Zeiten. Amen!“
8 101.
Des heiligen Justinus Apologie.
I. 150.)
Justinus war im Heidenthum geboren, und galt für
einen der ersten Philosophen seiner Zeit. Er hatte die Weis—
heit gesucht bei den Meistern der Stoa, dann bei den Pe—
ripatetikern, den Pythagoräern und bei den Platonikern;
der Durst seines Wissens war noch immer nicht gestillt. Ein
wandert er, tiefsinnend über das Räthsel des Menschenle—
bens zu Alexandria am Strome des Meeres. Da begegnet
ihm ein ehrwürdiger Greis von ungewöhnlichem Ansehen.
Er fühlt sich zu ihm hingezogen und redet ihn an. Justi—
nus spricht von seinem Sehnen, Gott zu finden und zu er—
kennen, und rühmet sich seines Wissens, als sei solches der
rechte und nächste Weg zu diesem Ziele. Der Greis aber
redet von einer Weisheit, welche älter sei, als jene des Plato
und des Aristoteles, von einem Worte, das der Höchste selbst
zum Geiste des Menschen gesprochen, und welches mit Ge—
wißheit angebe, was der Herr sei, und was der Mensch
durch ihn werden solle. So wies der Unbekannte den Ju—
stin auf die Bücher der Propheten hin, auf die Lehren und
Berichte der Apostel, und fügte hinzu: „Vor allem bete, daß
Gott selber dir die Thore des Lichtes aufschließen möge, denn
sie können von Keinem erschauet werden, dem es nicht von
Gott und Christus gegeben wird.“ Der Greis entfernle sich,
und Justinus sah ihn nie wieder. Aber er hinterließ eine
wohlthätige Spur in des Weisen Innern zuͤrück, die nie
wieder ausgelöscht wurde, und die ihm die Bahn zur Wahr—
heit vorzeichnete, zu welcher er, unbefriedigt von allem welt⸗
lichen und heidnischen Wissen, endlich gelangte. Christ wurde
Justin erst im höhern Alter, und er bekämpfte von nun an
die Vorurtheile der Heiden gegen das Evangelium durch
seinen Scharfsinn. Zu Rom beschämte er oft die heidnischen
Philosophen in öffentlichen Redekämpfen. Zuletzt schrieb er
eine Apologie des Christenthums, und übergab sie