380 Buch VIII. Europa. Cap. VI. Die Skand. Länder. II. Dänemark.
Dänemark war bis zum Emporblühcn Schwedens unter den Wasa der
mächtigste Staat an der Ostsee. Kopenhagen die bedeutendste Stadt
des europäischen Nordens. So entwickelte sich ini Volke ein mächtiges
Selbstgefühl, welches sich umsomehr steigerte, je mehr Dänemark verlor.
Diese Selbstüberhebung trat besonders gehässig gegen alles deutsche
Wesen auf, obwohl doch alles, was Dänemark in Wissenschaft, Kunst
und Literatur leistet, wesentlich auf deutschem Boden ruht. In Schles¬
wig sollte das deutsche Wesen mit Gewalt unterdrückt wenden; aber wie
im Anfang dieses Jahrhunderts dänische Ueberhcbung den Verlust Nor¬
wegens zur Folge hatte, so ist in unsern Tagen aus gleichem Grunde
Schleswig für dasselbe verloren gegangen. Neben dieser Schattenseite
sind aber Fleiß, Wißbegierde, Ehrlichkeit und Vaterlandsliebe anzuer¬
kennende Tugenden im Charakter des Dänen.
108. Politische Geographie. Das eigentliche Dänemark um¬
faßt jetzt nur noch 693 UM. mit 1608000 Ew. Davon kommen nur
700 T. auf Jütland (457 (UM.), während die Inseln (246 (UM.)
von 908 T. bewohnt werden. Die Volksdichtigkeit Jütlands beträgt
also etwa die Hälfte von derjenigen der Inseln, im Westen sinkt sie bis
zu 830 ü ss)M. herab. — Die Eintheilung des Landes ist nach den
verschiedenen Richtungen des öffentlichen Lebens eine verschiedene. Am
bekanntesten ist die eigentlich kirchliche Eintheilung in Stifter. 1) Stift
Seeland. Kopenhagen, 155 T. Ew., also fast >/io der Gesammt»
bevölkerung des Landes. Kopenhagen übt daher einen übermächtigen
politischen Einfluß auf das Land aus. Hier haben die Bestrebungen
nach Vereinigung des ganzen skandinavischen Europas, dessen Haupt¬
stadt Kopenhagen sein würde, ihren Hauptsitz. Der ausgezeichnete
Hafen der Stadt, von welchem sich schiffbare Canäle ins innere derselben
abzweigen, ist stark befestigt. Residenz des Königs. Universität. Reiche
Sammlungen für Wissenschaft (nordische Alterthümer und Ethnographie)
und Kunst (Thorwaldsen). Roeskildc, 5 T. Ew.. älteste und schönste
Kirche Dänemarks mit den Königsgräbcrn. Helsingör, 18 T. Ew.,
mit dem Schlosse Kronsborg (Hamlet). Korsör, 3 T. Ew. Rönne
auf Bornholm, 5 T. Ew. 2) Stift Laaland-Falster. Rykjöbing,
3 T. Ew. 3) Stift Fünen. Odensec, 14 T. Ew. Ny borg, 4 T.
Ew. Middelfart, 2 T. Ew. 4) Stift Aalborg. Aalborg,
10 T. Ew. am Liimfjord. 5) Stift Viborg. Viborg, 5 T-Ew.,
der einzige größere Ort im inneren von Jütland. 6) Stift Aarhus.
Aarhus, ll T. Ew., entstanden aus einer geistlicben Stiftung Kaisers
Otto I. Horsens, 9 T. Ew. 7) Stift Ribe. Ribc, 4 T. Ew., ist
eine Enclave in Schleswig. Kolding, 4 T. Ew. Fridericia, Festung.
109. Dänemarks europäische Nebenländer. i)Die Färöer.
Diese aus 17 vulkanischen Jnsclchen (im ganzen — 24 □ 9D1.) bestehende Gruppe
liegt unter 62» n. Br. und 11» ö. L. Ihr ausgezeichnetes oceanisches Klima
macht sie sehr geeignet zur Schafzucht, denn diese Thiere können hier das ganze
Jahr im Freien weiden. Dagegen wird Getreide kaum prodnciert. Auch Fisch-
und Vogelfang trägt zur Erhaltung der Bewohnerschaft bei, 9 T. Ew.