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II. Sagen.
trefflich mundete. Auch den Äofleuten und Kriegern füllte sie fleißig
die Äörner, und sie tranken, bis sie berauscht auf den Seffeln und
Bänken einschliefen.
Der König ruhte in seinem Prunkgemach auf weichen Kissen. Der
Rausch umfing seine Sinne und gaukelte ihm Freudenbilder vor; doch
glaubte er dazwischen auch Gunnars Lied von den Rornen und Disen
zu hören. Lind jetzt stieg sie herauf wie aus dem Boden, von grauen
Schleiern umwallt — war es die richtende, rächende Rorne? War es
Gudrun, welche die starren, stieren Augen auf ihn richtete? Ja, die
Königin stand vor ihm. „Atli," sagte sie, „einst in glücklicher Jugend¬
zeit hatte ich ein sanftes, weiches, liebendes Frauenherz; das Schicksal
hat mir dafür das Äerz einer Wölfin in die Brust gelegt. Daher
wundere dich nicht über das, was geschehen ist und geschieht! Die
Schalen, aus denen du heute trankst, sind die Schädel deiner und meiner
Söhne, die ich geschlachtet habe. Der Wein, den du schlürftest, war
mit ihrem Blute gemischt. Das Gericht, das du speistest, waren ihre
Äerzen. Ich stehe vor dir als Rächerin, du mußt sterben. . ."
Ein Dolch blinkte in ihrer Äand. Er wollte sich aufrichten, aber
der Stahl durchbohrte seine Brust.
Gudrun schritt aus dem Gemache nach der Äalle, wo die Äofleute
ihren Rausch verschliefen. Sie nahm eine der noch brennenden Fackeln
und zündete das Lolzwerk an. Als die Flammen aus dem Palast
emporschlugen, stand sie am Meer. Freyjas Stern schien im Osten
herauf, und sein Spiegelbild blickte bewegt aus der Tiefe. „Sigurd,"
sagte sie, „sendest du mir den Strahl als Boten, daß ich zu dir komme?
Ich weiß nicht, ob es geschehen kann, da meine Seele zu schwer be¬
lastet ist. Aber ich will ja nur ausruhen von dem langen Gang. Ran,
raffende Göttin, gib mir einen kleinen Raum, wo ich Ruhe finde!"
Sie sprang ins Meer; die Wellen zogen ihre Kreise um die Stelle
weiter und weiter und ebneten sich wieder und schwanden.
13. Crothilds Verlobung (493 n. Chr.).
Von den Brüdern Grimm.
Dem König Chlodowich hatten Botschafter von der Schönheit
Crothildens, die am burgundischen Königshofe lebte, vieles erzählt. Er
sandte also Aurelian, seinen Busenfreund, mit Gaben und Geschenken
ab an die Jungfrau, daß er ihre Gestalt genauer erkunde, ihr des
Königs Willen offenbare und ihre Neigung erforsche. Aurelian ge¬
horchte, machte sich auf nach Burgund, und wie er bald an die könig-