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2. Die ganze Welt ist wie ein Buch,
darin uns aufgeschrieben
in bunten Zeiley manch ein Spruch,
wie Gott uns treu geblieben;
Wald und Blumen nah und fern
uncd der helle Morgenstern
sind Zeugen von seinem Lieben.
3. Da zieht die Andacht wie ein Hauch
dureh alle Sinnen leise,
da poeht ans Herz die Liebe aueh
in ihrer stillen Weise,
poeht und pocht, bis sich's erschliebt,
und die Lippe überfliebt
von lautem, jubelndem Preise.
4. Und plötzlich läßt die Nachtigall
im Busch ihr Lied erklingen,
in Berg und Tal erwacht der Schall
und will sich aufwärtsschwingen,
und der Morgenröte Schein
stimmt in lichter Glut mit ein:
Labt uns dem Herrn lobsingen!
Athen 1840.
32. Ein geistlich Abendlied.
Gottfried Kinkel.
Gediehte. 1. Auflage. Stuttgart und Tübingen. 1843. 8. 106.
1. Es ist so still geworden,
verrauscht des Abends Wehn,
nun hört man allerorten
der Engel Füße gehn.
Rings in die Tale senket
sich Finsternis mit Macht —
wirf ab, Herz, was dich kränket,
und was dir bange macht!
2. Es ruht die Welt im Schweigen,
ihr Tosen ist vorbei,
stumm ihrer Freude Reigen
und stumm ihr Schmerzensschrei.
Hat Rosen sie geschenket,
hat Dornen sie gebracht —
wirf ab, Herz, was dich kränket,
und was dir bange macht!