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tm Hippodromus Wettkämpfe mit Reitpferden, mit dem Zweige¬
spanne und mit dem Viergespanne. Der Sieg mit dem letzteren
galt für den ehrenvollstell. Das Wagenrennen war sehr gefährlich.
Der Lenker stand im Wagen, ulld seine wilden Rosse stürzten sich
mit vielen anderen zugleich auf die Bahil. Manche Wagen zer¬
schellten, und der Sturz beschädigte oder tötete den Leuker. Am
Ziele standen zwei Säulen, durch welche der Wagen im volleil
Jageil hiudllrch mußte, um zivölfnlal die nämliche Bahn zil durch¬
rennen. Man suchte dazu die schnellsten Pferde aus, und Könige
hielten es für eine Ehre, ihr schönstes Gespann zu den olylnpischeil
Spielell zu senden, um es in ihrem Nalnell einen Sieg erringen
zu lassen, an dem sie doch keinen Anteil hatten. Deilil dem Eigen¬
tümer der Pferde fiel größere Ehre zu als denl Reiter oder
Wagenlenker.
Andere Kampfspiele waren llvch das Riilgen und der Fauft-
kampf. Beim Ringen mußte der Sieger seinen Gegner wenigstens
zlveimal zur Erde werfen und ihn so festhalten, daß er sich selbst
für überwulldell erklären mußte. Bei dein Fauftkampfe durfteil die
Athleteil sich nicht fassen, sondern bloß schlagen, und dazu wareu
sie, wie bei allen anderen Übungen, nackt und hatten sich die Hand
ulld den Arm noch mit harten Riemen kreuzlveis umwunden.
Manche erhielten dabei gefährliche Verletzungeil; einige warfen
Ströme von Blut aus, viele mußten vom Schauplatze weggetragell
werden. Man erzählt von einem Athleten, dem die Zähne eiu-
geschlagen wurden- er verbiß den Schmerz, schluckte die Zähne
hinunter, und sein Gegner, der llun sah, daß sein Angriff nicht
gewirkt hatte, hielt sich für verloren lmd erklärte sich für besiegte
Außer diesen Kämpfen fand auch noch das Springen nach der
Musik von Flöten und das Werfen mit einer metallenen Scheibe,
Disklls genanilt, statt.
Der letzte Tag des Festes war zur Krönung der Sieger
bestimmt. Diese geschah lmter dem Jauchzen des ganzen anwesen¬
den Volkes im heiligen Haine nach vorhergegangenen pracht¬
vollen Opfern. Die Sieger zogen prächtig gekleidet einher, mit
Palmzweigen in der Hand; Flöten begleiteten den Zug. Einige
Kämpfer saßen auf schönen Pferden oder Wagen, die das Volk
lnit Blumen bekränzte; der Name des besten Läufers iin Stadillm
ward zuerst ausgerufen, und alles erscholl von lautem Jubel.
Der Preis war ein Kranz von Ölzweigen, welchen die Richter
den Siegern auf das Haupt setzten; aber dieser Kranz war der
höchste Ruhm in Griechenland, und die Mitbürger eines zu