Full text: [Stufe 4, [Schülerbd.]] (Stufe 4, [Schülerbd.])

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Schwere des Eises ein Stück von der Scholle ab, so daß die Befürchtung 
nahe lag, auf diese Weise baldigst auch die Boote und das Haus zu 
verlieren. Alle drei Boote wurden daher dicht zusammengestellt, und 
der Rückzug ward endlich bis nach dem Mittelpunkte der Scholle be¬ 
werkstelligt. Die Mannschaft, in zwei Abteilungen getrennt, besetzte die 
beiden Boote „Hoffnung" und „Bismarck", fest entschlossen, falls die¬ 
selben auch mit abgelöst werden sollten, in diesen Booten den letzten 
Rettungsversuch zu unternehmen. Die übrigen, unter ihnen der Kapitän 
und der Obersteuermann, zogen auch diesmal vor, so lange auf der 
Scholle auszuharren, bis sie von derselben heruntergeworfen würden 
Abermals brach ein großes Stück ab, und zwar dicht am Hause, und 
entführte das hoch aufgestapelte Brennmaterial. Während nun alle 
in jedem Augenblicke fürchteten, das Hansahaus vor ihren Augen zer¬ 
brechen zu sehen, schloffen sich die Schollen wieder näher aneinander, 
die hohe See nahm auf diese Weise ab, und die Unglücksgefährten be¬ 
fanden sich unversehens wieder inmitten zusammenhängender Eisschollen. 
Die Gefahr war also vorüber; die Boote waren gerettet, das Haus 
blieb unversehrt. Bald wurde auch die nötige Ordnung in der noch 
übrig gebliebenen Ansiedelung wiederhergestellt. Aber nicht lange sollte 
die erfreuliche Ruhe andauern. In der Nacht vom 14. zum 15. Januar 
verkündete die Wachmannschaft, daß das Hansahaus gebrochen sei. Ihre 
bisherigen Insassen waren also obdachlos geworden. Auch das große 
Boot, welches auf dem abgebrochenen Eisstücke stand, mußte aufgegeben 
werden. Ein Teil der Mannschaft flüchtete, da man sich dem Ungestüm 
der Witterung nicht länger auszusetzen vermochte, in die beiden zurück¬ 
gebliebenen Boote; wer keinen Platz mehr darin erhielt, legte sich auf 
den Schnee, war bald vollständig eingeschneit und fand auf diese Weise 
einigen Schutz. Am folgenden Morgen wurde zunächst das große Boot, 
das glücklicherweise ganz in der Nähe festgehalten worden war, auf die 
Scholle gezogen und durch ein kleines Verdeck zu einem leidlichen Obdache 
hergerichtet. Als die Witterung sich nach einigen Tagen günstiger ge¬ 
staltete, wurden die Überbleibsel des Hauses nebst dem Proviante aus 
dem Schnee herausgegraben, und man erbaute ein zweites, aber freilich 
viel kleineres Haus, weil es an hinlänglichem Kohlen- und Holzvorrate 
fehlte. Die Scholle hatte jetzt nur noch einen Umfang von 200 Schritt. 
Der Februar brachte günstigeres Wetter, und die Scholle trieb ungestört 
südwärts der grönländischen Küste zu. Vergeblich hofften die Schollen¬ 
bewohner hier an der Küste ein menschliches Wesen zu erblicken; doch 
schien es, als sollten sie unter diesem Breitengrade bleiben; denn die 
Scholle trieb fast einen vollen Monat im Kreise herum, bis ein Sturm 
sie einen Grad südlicher brachte. Der März und April waren auf diese 
Weise vergangen; es kam der Mai. Da sich jetzt unter der Mannschaft 
einzelne Krankheitserscheinungen zeigten, und die Kälte merklich nach-
	        
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