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Pfund Trauben fassen. Je nach der Örtlichkeit werden diese
schweren Lasten auch häufig bis hinunter ins Kelterhaus ge¬
schleppt. Vorher bearbeitet der Träger mit zwei Mostkolben
*m Legel selbst die ganze Traubenmasse. Es bildet sich eine
braungelbe und dunkelrote, nichts weniger als klare Brühe, die
fiann in die Bottiche geschüttet wird. An einzelnen Stellen
Werden die Trauben auch, statt in den Legeln bearbeitet zu
werden, in einem großen Bottich von Winzern mit hüfthohen
Riefeln getreten und geknetet Da die Mostbrühe nicht lange
ln den Bütten mit den Trauben zusammenstehen darf, sondern
sofort vollständig bearbeitet sein will, so geschieht das Geschäft
des eigentlichen Kelterns häufig des Nachts. Die schweren
kalken der Kelter treiben den Rebensaft bis auf den letzten
Rest aus den Beeren heraus. Einladend sieht der junge Most,
dor nun in großen Fässern in den Keller gebracht wird, nicht
aus- Bis derselbe als goldheller oder dunkelroter Wein auf
unsern Tisch kommt, hat er noch verschiedene Gärungs- und
Währungsprozesse durchzumachen.
. Gegen Abend ertönen vom rechten Rheinufer Flintenschüsse
uwüber zum Zeichen, daß das Lesegeschäft für heute beendet
lst- Die Weingärten bleiben die Nacht über, vom „Wingert-
schuß« bewacht, geschlossen. Auf der linken Rheinseite wird
Zar Öffnung der Weingärten morgens sieben Uhr und zum Schluß
abends etwa sechs Uhr das Zeichen mit den Kirchenglocken ge¬
rben. Schüsse und Glockenschläge mischen sich mit dem
ächzen der heimkehrenden Winzer, das Echo dieses Lebens
Jnd Webens hallt in den Bergen wider; über uns steigen Ra-
Kfcten auf, und bengalisches Feuer beleuchtet unsern Heimweg.
Er kommt zur Welt auf sonnigem Stein,
hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein,
und wie er geboren, da jauchzt überall
im Lande Trompeten- und Paukenschall;
da wehen mit lustigen Flügeln
die Fahnen von Burgen und Hügeln.
Wilhelm Riehl.
149. Auf dem Dome zu Metz.
Es war der letzte Tag, den ich in Metz verbringen sollte,
Unb so machte ich denn noch einmal denselben Weg, der einst mein
^ster gewesen war, den Weg znm Dome. Noch einmal wollt' ich
emporsteigen und einen letzten Blick tun aus die Stadt und ihre
Schönheit. Bald war die höchste Staffel der Wendeltreppe erreicht,
und so trat ich hinaus in die offene Brüstung. Da lag sie nun aus¬
gebreitet im Abendgold, die stolze Mofelstadt mit ihren zahllosen
Uebeln und Dächern, mit ihren Palästen und Gärten, mit ihrem
Prunk und ihrem Schmerz, der trotzig in allen Seelen liegt. Ruhig
Die Welt im Spiegel. 15