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auf die Verbreitung ihrer Arten und die Vennehrung der Jndi- 
viduen. Jede Pflanze bedarf in ihrer Vegetationsperiode eines 
gewissen Maßes von Feuchtigkeit, und sie kann andauernde 
Trockenheit nur ertragen, wenn sie vor Eintritt derselben ihre 
Lebensäußerungen schcm beendet hat, oder wenn sie durch besondere 
Einrichtungen befähigt ist, diese ohne Nachteil zeitweilig zu unter- 
brechen. Da gerade die Verteilung der Niederschläge von so 
vielen Faktoren abhängig ist, so ist sie auch in der Pflanzen- 
geographie bezüglich der Verbreitung der Vegetation ein sehr 
wichtiges Moment. — Während die klimatischen Einflüsse die 
Ausbreitung der Pflanzenarten über große Erdräume bestimmen, 
ist die Verteilung derselben innerhalb eines Gebietes nebenbei 
von der Beschaffenheit des Erdbodens abhängig. Sowohl 
die physikalischen Eigenschaften desselben (Aufnahmefähigkeit für 
Wärme und Wasser, Durchlässigkeit u. s. w.), als auch seine 
chemische Zusammensetzung sind bei vielen Gewächsen von Be- 
deutung für die Verteilung der Arten und die Bildung der 
Formen. Wenn auch manche Pflanzen so ziemlich auf jedem 
Boden gedeihen, weil sie fähig sind, sich ihn: anzupassen, so ist 
das Vorkommen anderer Arten auf bestimmte Bodenarten 
beschränkt (Salzpflanzen, Kalkpflanzen. Kieselpflanzen). Doch ist 
zu beachten, daß auch hierbei die klimatischen Verhältnisse und 
mancherlei andere Umstände (Böschungswinkel des Bodens, Stand 
des Grundwassers u. a.) niitsprecheu, so daß z. V. Pslauzeu, die 
in trockenen Gebieten auf jedem Boden fortkommen, sich in 
feuchten Gegenden auf den verhältnismäßig trockenen und warmen 
Kalkboden zurückziehen. 
Obgleich die einzelne Pflanze — abgesehen von den im Wasser 
schwimmenden — an ihren Standort gebunden ist im Gegensatz 
zu den frei sich bewegenden Tieren und Menschen, so verbreiten 
sich doch die Arten der Pflanzen nach und nach über alle Erd- 
räume, die ihren Lebensbedingungen entsprechen. Die Pflanzen- 
Wanderung wird von der Natur durch verschiedene Mittel bewirkt. 
Die natürlichste und allgemeinste Art der Verbreitung ist die, daß 
ältere Pflanzen neue erzeugeu durch Bildung von Schößlingen 
oder Wurzelrauken und durch Ausstreuung von Samern 
Diese Ausbreitung geht nur iu der nächsten Umgebung der 
Mutterpflanze und schrittweife vor sich. Wenn auch einzelne Ge- 
wächse durch besondere Einrichtungen imstande sind, ihre Samen- 
körner etwas weiter zu verstreuen, so müssen doch die meisten der 
in der Nähe der Mutterpflanze niederfallenden Samen wegen 
Mangels an Raum zur Entwicklung zu Gruude geheu. Es würde 
deshalb die Verbreitung der Pflauzen nur sehr langsam erfolgen, 
wenn nicht der Wind, das strömende Wasser, die Vögel und der 
Mensch die Pflanzenwanderung begünstigten. Der Wind führt 
nicht nur die mikroskopisch kleinen und ungemein leichten Sporen 
der Kryptogamen iueit fort, sondern er kann auch viel schwerere
	        
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