Full text: (Für das 5. - 8. Hilfsschuljahr) (Teil 3, [Schülerbd.])

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11. Da war das Bäumlein wieder leer. 
Es sprach nun zu sich selber: 
„Ich begehre nun keine Blätter mehr, 
weder grüner noch roter noch gelber! 
Hätt' ich nur meine Nadeln, 
ich wollte sie nicht tadeln." 
12. Und traurig schlief das Bäumlein ein, 
und traurig ist es aufgewacht. 
Da besieht es sich im Sonnenschein 
und lacht und lacht! 
Alle Bäume lachen's aus; 
das Bäumlein macht sich aber nichts draus. 
13. Warum hat's Bäumlein denn gelacht, 
und warum denn seine Kameraden? 
Es hat bekommen in einer Nacht 
wieder alle seine Nadeln, 
daß jedermann es sehen kann. 
Geh 'naus, sieh's selbst; doch rühr's nicht an! 
Warum denn nicht? 
Weil's sticht. Friedrich Rückert. 
155. Der kluge Einfall. 
1. Zwei Fuhrleute begegneten einander in einem Hohlwege, 
und es war nicht leicht, wie der eine dem anderen ausweichen sollte. 
„Fahre mir aus dem Wege!“ rief der eine. „Ei, so fahre du mir 
aus dem Wege!“ schrie der andere. „Ich will nicht!“ sagte der 
eine; „und ich brauche es nicht!“ sagte der andere, und weil keiner 
nachgab, kam es zu heftigem Zank und zu Scheltworten. 
2. „Höre du,“ sagte endlich der erste, „jetzt frage ich dich 
zum letztenmal, willst du mir aus dem Wege fahren oder nicht? 
Tust du’s nicht, so mache ich’s mit dir, wie ich’s heute schon mit 
einem gemacht habe.“ — Das schien dem anderen doch eine be¬ 
denkliche Drohung. „Nun,“ sagte er, „so hilf mir wenigstens deinen 
Wagen ein wenig beiseite schieben; ich habe ja sonst nicht Platz, 
um mit dem meinigen auszuweichen.“ Das ließ sich der erste ge¬ 
fallen, und in wenigen Minuten war die Ursache des Streites beseitigt.
	        
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