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II. Märchen.
an, schöpfte bett Krug voll Wasser und kehrte wieder um. Mitten
aber auf dem Heimweg überkam ihn eine Müdigkeit; da setzte er den
Krug hin, legte sich nieder und schlief ein. Er hatte aber einen Pferde¬
schädel, der da auf der Erde lag, zum Kopfkissen gemacht, damit er
hart läge und bald wieder erwachte.
Indessen war die Königstochter, die auch gut laufen konnte, so
gut es ein gewöhnlicher Mensch vermag, bei dem Brnnnett angelangt
und eilte mit ihrem Krug voll Wasser zurück, und als sie den Lauser
da liegen und schlafen sah, war sie froh und sprach: „Der Feind ist
in meine Hände gegeben," leerte seinen Krug aus und sprang weiter.
Nun wäre alles verloren gewesen, wenn nicht zu gutem Glück
der Jäger mit seinen sckiarfen Augen oben auf dem Schloß gestanden
und alles mit angesehen hätte. Da sprach er: „Die Königstochter
soll doch gegen uns nicht aufkommen," lud seine Büchse und schoß so
geschickt, daß er dem Lauser den Pferdeschädel unter dem Kopfe weg¬
schoß, ohne ihm weh zu thun.
Da erwachte der Lauser, sprang in die Höhe und sah, daß sein
Krug leer und die Königstochter schon weit voraus war. Aber er
verlor den Mut nicht, lief mit dem Krug wieder zum Brunnen zurück,
schöpfte aufs neue Wasser und war noch zehn Minuten eher als die
Königstochter daheim. „Seht ihr," sprach er, „jetzt hab' ich erst die
Beine aufgehoben; vorher war's gar kein Laufen zu nennen."
Den König aber kränkte es, und seine Tochter noch tnehr, daß
sie so ein gemeiner abgedankter Soldat davontragen sollte; sie rat¬
schlagten mit einander, wie sie ihn samt seinen Gesellen loswürden.
Da sprach der König zu ihr: „Ich habe ein Mittel gefunden; laß dir
nicht bang sein; sie sollen nicht wieder heimkommen." Und sprach zu
ihnen: „Ihr sollt euch nun zusammen lustig machen, essen und trinken,"
und führte sie zu einer Stube, die hatte einen Boden von Eisen, und
die Thüren waren auch von Eisen, und die Fenster waren mit eisernen
Stäben verwahrt. In der Stube war eine Tafel mit köstlichen Speisen
besetzt; da sprach der König zu ihnen: „Geht hinein und laßt euch
wohl sein!"
Und wie sie darinnen waren, ließ er die Thüre verschließen und
verriegeln. Dann ließ er den Koch kommen und befahl ihm, ein Feuer
so lange unter die Stube zu machen, bis das Eisen glühend würde.
Das that der Koch, und es fing an und ward den sechsen in der
Stube, während sie an der Tafel saßen, ganz warm, und sie meinten,
das käme vom Essen; als aber die Hitze immer größer ward und sie
hinaus wollten, Thüre und Fenster aber verschlossen fanden, da merkten
sie, daß der König Böses im Sinne gehabt hatte und sie ersticken wollte.
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