Full text: [Teil 3 = Quinta, [Schülerband]] (Teil 3 = Quinta, [Schülerband])

Wolfg. Müller. Pfeffel. Pocci und Görres. Prntz. 329 
2. Weit gespalten, aufgerissen 
Ist der Boden allumher, 
Wolkenlos der ganze Himmel, 
Still dieLust und heiß und schwer, 
Und der Wald mit welkem Laube 
Steht bedeckt mit weißem Staube. 
3. Sieh, da reitet durch die Steppe 
Kampfgerüstet eine Schar; 
Rudolf zieht, der deutsche Kaiser, 
Wider König Ottokar. 
Von dem Durste matt und heiser, 
Ruft nach Wasser jetzt der Kaiser. 
6. Sieh, da fanden wir, im Schatten 
Ruhend, eine Schnitterschar, 
Die sich, müde, laben wollte 
An dem Kruge, kühl und klar. 
Weil sie selbst vom Durste litten, 
War vergebens unser Bitten. 
7. Doch als unsre Schwerter drohten: 
Gebt uns Wasser oder Blut! 
Gaben sie uns, bleich und zitternd, 
Gern ihr selten, teuer Gut; 
Was wir so erbeutet haben. 
Möge dich, o Kaiser, laben!" 
4. Und zwei Reiter eilen jauchzend 
Zu dem Kaiser hin im Flug, 
Halten freudig hocherhoben 
Kühlen Wassers einen Krug, 
Und den Becher rasch ihm füllend. 
Sprechen sie, ihr Herz enthüllend: 
8. Als der Kaiser dies vernommen, 
Zog mit unmutvollem Blick 
Von den glühendheißen Lippen 
Plötzlich er den Krug zurück: 
„Nimmer sollden Durst mirstillen, 
Was sie gaben wider Willen! 
5. „Lange suchten wir nach Wasser 
Weit umher in diesem Land, 
Doch kein Tropfen war zu finden 
In dem glühendheißen Sand. 
Die vergeb'ne Müh' zu enden, 
Wollten wir uns rückwärts 
wenden. 
9. Bei der Ehre meiner Krone, 
Gebt zurück der Armen Gut! 
Keinen Tropfer: rnag ich kosten. 
Brennt wie Feuer auch nrein Vlut; 
Wenn beraubt die Armen bürsten. 
Ziemt zu trinken rricht den 
Fürsten." 
\\2. Der Räuber. 
Robert Prutz. Gedichte. Leipzig. 
Auf dem öden Scheidewege, 
Hinterm hohen Kruzifixe 
Stand der Räuber, listig lauernd, 
In der Hand den blanken Säbel, 
5. Und die Büchse scharf geladen; 
Denn den Kaufmann wollt' er 
fangen, 
Der mit Geldes reicher Fülle, 
Mit Gewändern, edlen Weinen 
Von demMarkte heut' zurückkehrt. 
10. Schon hinunter sank die Sonne, 
Und der Mond tritt durch die 
Wolken, 
Urrd der Räuber steht erwarterrd 
Hinterm hohen Kruzifixe. 
Horch! da tönt's wie Engel- 
stirnnren: 
15. Leise Seufzer, laute Bitterr 
Komrnerr hell wie Abendglockerr 
Durch die stille Luft getragerr:
	        
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