Prutz. Puttkam er.
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\(\3. Barbarossa unter dem Bibelstein.
Alberta von Puttkamer. Aus Jaeobowski: Neue Lieder fürs Volk. Berlin.
1. Jetzt heb' ich ein heiteres Märlein an:
Am Lügenfeld blüht ein Wiesenplan,
Sie nennen's im Lande den Bibelstein,
Drauf nicken die Blmiterr im Frührotschein.
2. Da sitzt im Grund Barbarossa und lacht,
Er schläft zu Tage und lebt zur Nacht;
Dantr steigt er herauf und schaut in die Welt,
Bricht von: Heck einen Stab und wandert ins Feld.
3. Er war ja einst Herzog vom Elsaß genannt
Und herrschte weithin über Schwabenlnnd; -
Er liebte die Gauen; — und nächtlich umkreist
Die seligen Höhen noch heute sein Geist.
4. Er ist schon längst aus dem Kyffhäuser fort,
Das war ein so grundlos tiefer Ort —
Die Raben haben es ihm gesagt.
Daß es droben im Reiche wieder tagt. . . .
5. Wenn die Sterne in rauschender Sonnnernacht
Den Pfad auf Erden ihm licht gemacht.
Dann steigt der herrliche Kaiser empor
Aus des Bibelsteins geheimem Tor.
6. Das Korn im Lande goldfarbener reift.
Wenn er segnend die schlafenden Felder streift,
Und der Wein in den Beeren kristallener quillt,
Wenn er lächelnd durchwandert ein Rebengefild.
7. Und wenn er vor Tag durchschreitet den Tann,
Hebt von Tauben und Lerchen ein Singen an —
Dann geleitet der frühe Vogelchor
Den Kaiser zurück an des Bibelsteins Tor.
8. Wie der erste Rauch vou den Dörfern steigt
Und im flimmernden Tau die Welt noch schweigt.
Da liegt er im Erdgrund schon und ruht,
Und das Land atmet Frieden tu seiner Hut.
9. Und wollt ihr's nicht glauben, so geht und lauscht
Und hört, was da leise den Stein umrauscht,
Und hört, was der Frühlingswind Heimliches singt:
Barbarossas Atem aus Tiefen klingt!
10. Sie sagen: Wer leise zum Stein sein Ohr
Hinneige, dem töne gar Heitres empor;
Denn, wer da geduldig horchet und harrt.
Der hört, wie dem Kaiser-wächst der Bart.