Full text: [Bd. 2, [Schülerband]] (Bd. 2, [Schülerband])

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74. Fabricius. 
Im Kriege gegen Pyrrhus schickten die Römer, nachdem sie eine 
Niederlage erlitten, den Gajus Fabricius als Gesandten an den König um 
die Gefangenen auszulösen. Er war schon Konsul gewesen, aber ein 
einfacher Mann und ganz arm geblieben: er besaß nur seinen Acker, 
den er selbst bebaute. Pyrrhus bot ihm ein großes Geschenk an, nicht 
um ihn zu etwas Ungerechtein zu verleiten, sondern nur als Zeichen 
seiner Hochachtung. Aber Fabricius wies es mit den Worten zurück: „Ich 
brauche kein Geld." Am andern Morgen stellte Pyrrhus seinen Mut auf 
die Probe; er ließ den größten Elefanten heimlich hinter das Zelt führen, 
worin er sich mit dem Gesandten unterredete. Auf ein gegebenes Zeichen 
ward der Vorhang plötzlich hinweggezogen und der Elefant streckte mit 
fürchterlichem Gebrüll seinen Rüssel hinter dem Kopfe des Fabricius 
hervor. Der aber sagte ganz ruhig zum Könige: „So wenig mich 
gestern dein Gold reizte, so wenig schreckt mich heute dein Elefant!" 
Pyrrhus konnte sich nicht genug darüber verwundern. Die Gefangenen 
wollte er zwar nicht freigeben, aber er erlaubte ihnen doch nach Rom 
zu einem großen Feste zu gehen unter der Bedingung, daß sie sich frei¬ 
willig wieder als Gefangene stellten. Sie gingen hin und feierten das 
Fest mit, am bestimmten Tage aber erschienen sie alle wieder im Lager 
des Pyrrhus. Todesstrafe hatte der Senat darauf gesetzt, wenn einer 
zurückbliebe. 
Im folgenden Jahre (279 v. Chr.) kam es bei Askulum abermals 
zu einem Treffen. Pyrrhus siegte zwar, verlor aber soviel von seinen 
Soldaten, daß er ausrief: „Noch einen solchen Sieg und ich bin ver¬ 
loren!" Im dritten Jahre des Krieges führte der wackere Fabricius 
selber die Römer gegen den König. Ehe die Heere einander nahe kamen, 
erhielt der römische Feldherr einen Brief von dem Leibarzte des Pyrrhus, 
worin dieser sich erbot gegen eine angemessene Belohnung den König zu 
vergiften. Fabricius las den Antrag mit gerechtem Unwillen und meldete 
dem König die Verräterei seines Arztes. Pyrrhus rief voll Ver¬ 
wunderung: „Eher sonnte die Sonne aus ihrem Lauf als dieser Römer 
vom Pfade der Rechtlichkeit abgelenkt werden." Er ließ den Arzt hin¬ 
richten und schickte aus Dankbarkeit den Römern alle ihre Gefangenen 
ohne Lösegeld zurück. Nach A. W. Grube. 
75. Regulus. 
Als die Römer einen gefährlichen, lange dauernden Krieg mit dem 
mächtigen Handelsvolke der Karthager führten, halten sie einen Feld-
	        
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