102
sl/würde er zu diesem kommen, verlange aber Cäsar etwas von ihm, so
müsse dieser auch zu ihm kommen. Übrigens wüßte er nicht, was sie
zu verhandeln hätten; denn was er in dem unterworfenen Lande tue,
das gehe den Cäsar und das römische Volk gar nichts an.
Diese Antwort erbitterte den Feldherrn und er forderte nun von
Ariovist auf die Frlichte seines Sieges zu verzichten, wenn er der Freund
des römischen Volkes bleiben wolle, denn dieses müsse die Äduer, seine
alten Verbündeten, beschützen. Mitbeißendem Spotte entgegnete der Ger¬
mane, spät hätten sich die Römer auf ihre Waffenbrüderschaft mit den
Äduern besonnen. Diese seien von ihm überwunden worden und er
lege wenig Gewicht auf die Freundschaft des römischen Volkes, wenn
dieses durch unbefugte Einmischung seineMacht zu schwächen strebe. Wolle
Cäsar nun den Äduern helfen, so solle er nur, wenn er Lust habe, die
Feindseligkeiten anfangen, er werde dann zu seinen: eigenen Schaden die
Tapferkeit der Germanen kennen lernen.
So war der Krieg unvermeidlich geworden. Als aber die römischen
Soldaten hörten, daß es gegen die Germanen gehe und wie unbändig
wild und tapfer diese wären, da entstand in: römischen Lager solcher
Schrecken, daß man allenthalben Testamente machte und die gemeinen
Soldaten in ihren Zelten in Jammern und Weinen ausbrachen, man
wolle sie zur Schlachtbank führen. Die vornehmen Herrchen aber, die
aus Rom gekommen waren um als Offiziere bei Cäsar Dienste zu
tun, die kamen unter allerlei Vorwänden um Urlaub zu erbitten, da
sie schleunigst Familienverhältnisse halber in die Heimat zurück müßten.
Nur mit vieler Mühe gelang es den: Feldherrn das Heer zu beruhigen
und dem Feinde entgegenzuführen.
Würde Cäsar die tapfernGermanen nun sogleich angegriffen haben,
so wäre wohl der Sieg sehr zweifelhaft gewesen; aber der Römer wußte,
daß, wo Tapferkeit allein nicht zun: Ziele führt, List und Betrug sichere
Bundesgenossen sind, und mit ihrer Hilfe gelang es ihn: auch, den
furchtbaren Feind zu überwältigen. Gallien wurde römisch.
Nach B. Lei st.
77. Karl Martells Maurensieg.
JmJahre 732 waren die muhammedanischenMauren von Spanien
aus über die Pyrenäen in das Frankenreich eingedrungen und bedrohten
bereits das hochverehrte Grab des heiligen Martinus zu Tours. Da
sammelte Karl Martell, der als Hausmeier für den Frankenkönig in:
Reiche gebot, den fränkischen Heerbann und führte ihn gegen den Feind.