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Burggraf Friedrich VI., als Kurfürst von Brandenburg Friedrich I.,
eröffnet und welche die Vorhalle des hohenzollernfchen Königs- und
Kaiserhauses schmückt. Sämtlich redlichen Willens, hellen Blickes und
unverzagten Mutes, suchten sie ihre Ziele nicht in nebelgrauer Ferne,
sondern sie erkannten ihren Beruf, prüften ihre Kräfte und leisteten,
was möglich. Die Hohenzollern haben nicht kraft eines Vertrages die
Regierung eines fertigen Staates übernommen, sondern sie haben sich
ihren Staat selbst geschaffen und dem Volke, welches die einzelnen
Landesteile desselben bewohnte ein gemeinsames Vaterland gegeben.
Unter ihrer schützenden Hand und unter Gottes Segen ist der Hohen-
zollernstaat aus dem gesunden und tüchtigen brandenburgischen Kerne
naturkräftig emporgewachsen, wie der Baum, der jedes Jahr einen
neuen Ring ansetzt und frische Zweige treibt. Unter ihrem segens-
reichen Walten blieb die Mark Brandenburg trotz aller Wechselfälle
und Wandlungen zwei Jahrhunderte lang in stetigem Wachstum an
Umfang, innerer Festigkeit und Wohlfahrt. Da kam die unheilvolle
Zeit des Dreißigjährigen Krieges über Deutschland und eine Zeit des
Elends und Unglücks über die Mark Brandenburg. Fremde Kriegs-
Völker nahmen ihren Weg mitten durch die Mark. Heute kamen die
Kaiserlichen, morgen die Schweden, jene behandelten sie als ein offenes
Land, diese als einen abtrünnigen Bundesgenossen, den sie mit ihrer
Rache heimsuchten. Verwüstete Felder, Schutt und Trümmer bezeich-
neten den Weg, den die fremden Kriegshaufeu genommen. Zaghaft
wagte sich nach ihrem Abzüge der Landmann wieder da und dort aus
seinem Verstecke hervor. Sein Hans und Hof war in eine Brandstätte
verwandelt. Mit Verzweiflung betrachtete er das Werk der Zerstörung.
Er schickte den abziehenden Kriegsleuten einen furchtbaren Fluch nach
und verließ dann selbst den Boden, wo seine Hütte gestanden, um sich
dem nächsten Kriegshaufen anzuschließen und Sitte und Menschlichkeit
da zu verlernen.
Armes, unglückliches Volk der Mark, wohin ist es mit Dir ge-
kommen! — Wohl die Saaten werden wieder blühen und die Hütten
aus ihrem Brandschutte auferstehen, aber wer erweckt den alten tüch-
tigen Geist wieder, der sich vor dieser Zeit des Unheils so lebens-
kräftig zu regen begann! —
Als die Not und das Elend der Mark Brandenburg auf das
höchste gestiegen waren, da sandte Gott den Retter. Friedrich Wil-
Helm, der große Kurfürst (1640—1688) war es, der in der Zeit
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