Da erwachte das Brüderchen im Wagen und weinte. Das kleine Mädchen
trat schnell heran und fuhr den Wagen hin und her; aber das Brüder¬
chen hatte wohl lange genug geschlafen und ließ sich nicht beruhigen
und weinte nur noch lauter. Da griff das Mädchen nach dem Blatte
und hielt es dem Brüderchen hin und rief: „Brüderlein! Sieh nur,
liebes Brüderlein! Ei, was hab' ich hier für dich!" Da wurde oas
Kindchen im Wagen still und griff mit seinen kleinen Patschhändchen
nach dem trockenen Blatte und spielte damit. Und das Kindchen drehte
es hin und her und nahm es zuletzt in den Mund, es mochte wohl
denken, das fei Schokolade. Aber als dann die Mutter auf einen
Augenblick hereintrat und das sah, nahm sie dem Baby das Blatt
weg und warf es in den Torfkasten.
„Nanu! Da ist ja das Blatt auch!" sagten die Torfstücke ver¬
wundert zueinander. „Wo kommst du denn her?" — „Ach, ich habe
mit einem kleinen Mädchen sehr schön in der Stube gespielt." — „Ach,
spiel' dich man nicht auf!" erwiderten die Torfstücke hochmütig. —
Da sagte das Blatt nichts mehr.
„Oh, wo ist mein Blatt geblieben?" rief das Mädchen, als die
Mutter hinausgegangen war. Wie gerne hätte das Eichenblatt ge¬
rufen: „Hier bin ich, im dunklen Torfkasten! Nimm mich hinaus und
spiele wieder mit mir." Aber im Torfkasten sah das Kind nicht nach.
Da kam das Dienstmädchen, um nach dem Feuer zu sehen. Ein
paar Torfstücke wurden in den Ofen geworfen und mit ihnen das Blatt.
Hell flammte es einen kurzen Augenblick auf, dann war es ein Häuf¬
lein Asche.