Ferdinand Avenarius.
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9. Und dennoch duldet tiefbewußt
Die Scherbenstätte Heist und rot
In Lebensdrang, in Opferlust —
Das Weltall lebt — nur sie bleibt tot.
10. Ich kenne gut der Wüste Qual;
Sie hallt in jedem Herzen nach,
Dem an des Lebens Marterpfahl
Ein großes Leid den Glauben brach.
11. Wohl bäumt es sich vor Lebensdrang,
Wohl stürmt und zittert es darin,
Doch geht der Auferstehungsklang
Der Liebe nicht darüber hin.
12. Es leidet, doch es blüht nicht mehr
Und selten findet es ein Lied,
Das — wie die Karawane — leer
Und geisterhaft vorüberzieht.
Dichtungen, S. 274 ff.
357. Daheim.
1. Ein Weg durch Korn und roten Klee,
Darüber der Lerche Singen,
Das stille Dorf, der helle See,
Süßes Wehen, frohes Klingen,
2. Es wogt das Korn im Sonnenbrand,
Darüber die Glocken schallen —
Sei mir gegrüßt, mein deutsches Land,
Du schönstes Land vor allen.
Dichtungen, S. 284.
Ferdinand Avenarius.
358. Wundervolles Wipfelrauschen.
i. Wundervolles Wipfelrauschen,
Schon dem Kind vertraut,
Darf ich wieder dich belauschen,
Lieber Waldeslaut?
Rauschtest du dem müden Kinde
Zukunfttaten zu:
Sing gelinde, sing gelinde
Heut dem Manne Ruh'!
Girardet'Puls-Reling, Deutsches Lesebuch.
2. Sommerstürmen und Gewittern
Folgt ein milder Herbst;
Laß das wen'ge nicht verzittern,
Seele, was du erbst. —
Wenn auch welk die Blätter fallen
Deiner Jugendzeit,
Bleibt dir von den Freunden allen
Doch die Einsamkeit.
Teil IV.
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