Full text: Prosa aus Religion, Wissenschaft und Kunst (Band 2, [Schülerband])

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fortsetzen oder mit rüstiger Entschlossenheit Verzicht tun auf ein Vaterland hienieden 
und sich allein mit dem himmlischen trösten. Ihnen, nicht als diesen und diesen Personen 
in unserm täglichen und beschränkten Leben, sondern als Stellvertretern der Nation, und 
hindurch durch Ihre Gehörswerkzeuge der ganzen Nation rufen diese Reden also zu: 
Es sind Jahrhunderte herabgesunken, seitdem ihr nicht also zusammenberufen worden 
seid wie heute, in solcher Anzahl, in einer so großen, so dringenden, so gemeinschaft¬ 
lichen Angelegenheit, so durchaus als Nation und Deutsche. Auch wird es euch niemals 
wiederum also geboten werden. Merket ihr jetzt nicht aus und gehet in euch, lasset 
ihr auch diese Reden wieder als einen leeren Kitzel der Ohren oder als ein wunderliches 
Ungetüm an euch vorübergehen, so wird kein Mensch mehr auf euch rechnen. Endlich 
einmal höret, endlich einmal desinnt euch. Geht nur diesesmal nicht von der Stelle, 
ohne einen festen Entschluß gefaßt zu haben; und jedweder, der diese Stimme vernimmt, 
fasse diesen Entschluß bei sich selbst und für sich selbst, gleich als ob er allein da sei 
und alles allein tun müsse. Wenn recht viele einzeln so denken, so wird bald ein großes 
Ganzes dastehen, das in eine einige engverbundene Kraft zusammenfließe. Wenn dagegen 
jedweder sich selbst ausschließend auf die übrigen hofft und den andern die Sache über¬ 
läßt, so gibt es gar keine anderen, und alle zusammen bleiben, so wie sie vorher 
waren. — Fasset ihn auf der Stelle, diesen Entschluß. Saget nicht, laß uns noch ein 
wenig ruhen, noch ein wenig schlafen und träumen, bis etwa die Besserung von selber 
komme. Sie wird niemals von selbst kommen. Wer, nachdem er einmal das Gestern 
versäumt hat, das noch bequemer gewesen wäre zur Besinnung, selbst heute noch nicht 
wollen kann, der wird es morgen noch weniger können. Jeder Verzug macht uns nur 
noch träger und wiegt uns nur noch tiefer ein in die freundliche Gewöhnung an unsern 
elenden Zustand. Auch können die äußern Antriebe zur Besinnung niemals stärker und 
dringender werden. Wen diese Gegenwart nicht aufregt, der hat sicher alles Gefühl 
verloren. — Ihr seid zusammenberufen, einen letzten und festen Entschluß und Beschluß 
zu fassen; keinesweges etwa zu einem Befehle, einem Auftrage, einer Anmutung an 
andere, sondern zu einer Anmutung an euch selber. Eine Entschließung sollt ihr fassen, 
die jedweder nur durch sich selbst und in seiner eignen Person ausführen kann. Es 
reicht hierbei nicht hin jenes müßige Vorsatznehmen, jenes Wollen, irgend einmal zu 
wollen, jenes träge Sichbescheiden, daß man sich darein ergeben wolle, wenn man etwa 
einmal von selber besser würde; sondern es wird von euch gefordert ein solcher Entschluß, 
der zugleich unmittelbar Leben sei und inwendige Tat, und der da ohne Wanken oder 
Erkältung fortdaure und fortwalte, bis er am Ziele sei. 
Oder ist vielleicht in euch die Wurzel, aus der ein solcher in das Leben eingreifender 
Entschluß allein hervorwachsen kann, völlig ausgerottet und verschwunden? Ist wirklich 
und in der Tat euer ganzes Wesen verdünnet und zerflossen zu einem hohlen Schatten 
ohne Saft und Blut und eigene Bewegkraft und zu einem Traume, in welchem zwar 
bunte Gesichter sich erzeugen und geschäftig einander durchkreuzen, der Leib aber todähnlich 
und erstarrt daliegen bleibt? Es ist dem Zeitalter seit langem unter die Augen gesagt 
und in jeder Einkleidung wiederholt worden, daß man ungefähr also von ihm denke. 
Seine Wortführer haben geglaubt, daß man dadurch nur schmähen wolle, und haben 
sich für aufgefordert gehalten, auch von ihrer Seite wiederum zurück zu schmähen, wo¬ 
durch die Sache wieder in ihre natürliche Ordnung komme. Im übrigen hat nicht die 
mindeste Änderung oder Besserung sich spüren lassen. Habt ihr es vernommen, ist es 
fähig gewesen, euch zu entrüsten; nun, so strafet doch diejenigen, die so von euch denken 
und reden, geradezu durch eure Tat der Lüge; zeiget euch anders vor aller Welt Augen,
	        
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