118 IV. Volkslieder.
Maria kam unters Kreuz gegnng'n,
Sie sah ihr liebes Kind da hängn
An einem Kreuz, war ihr nit lieb-
Maria war das Herz betrübt.
5 „Johannes, liebster Jünger mein,
Laß dir mein' Mutter befohlen sein!
Nimm's bei der Hand, führ's weit hindann,
Daß sie nicht sieht mein' Marter an!"
Ach Herr, das will ich gerne tun,
w Ich will sie führen weit davon-
Ich will sie trösten also wohl,
Wie ein Kind sein' Mutter trösten soll.
„Nun bieg dich, Baum! nun bieg dich, Ast!
Mein Kind hat weder Ruh noch Rast,
15 Nun bieg dich, Laub und grünes Gras!
Laßt euch zu Herzen gehen das!"
Die hohen Bäum', die bogen sich,
Die harten Felsen zerspalten sich,
Die Sonn' verlor ihren klaren Schein,
so Die Vögel ließen ihr Rufen sein.
Nun merket auf, ihr Fraun und Mann!
Und wer dies Liedlein singen kann,
Der sing es Tages nur einmal,
Sein Seel' wird kommen in Himmels Saal.
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137. Christ ist erstanden.
Christ ist erstanden
Bon der Marter allen.
Des sollen wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis!
Wär' er noch nicht erstanden,
Die Welt die wär' vergangen-
Seit daß er erstanden ist,
So loben wir den Herrn Jesum Christ.
Kyrieleis!
Alleluja, alleluja,
Alleluja!
Des sollen wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein!
Kyrieleis!
138. Pfingstlied.
Nu bitten wir den heiligen geist
umb den rehten glouben allermeist,
daz er uns behuete an unserm ende,
40 so wir heim suln vorn uz disem ellende.
Kyrieleis.