Full text: Poetische Blumenlese oder Grundlagen für den Unterricht in der Poetik und Litteraturgeschichte

III. Volkstümliche Lieder 
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20. VDie KRapelle. 
Ludwig Uhland. 
L Loben ehel die 8 pelle, 
3 slill Thal 9 — — 
ünten singt bei Wies und Quelle 
Froh und hell der Hirtenknab. 
2. Traurig tönt das Glöcklein 
nieder, 
Schauerlich der Leichenchor; 
Stille sind die frohen Lieder, 
Und der Knabe lauscht empor. 
3. Droben bringt man sie zu 
Grabe, 
Die sich freuten in dem Thal. 
Hirtenknabe, Hirtenknabe, 
Dir auch singt man dort einmal. 
a) Gliederung: 1. Wie die Kapelle droben still dasteht. 2. Die Lebensfreude 
des Hittenknabenn 8. Die Leichenbestannunge KiMahnung, die an des Knaben Ohr 
n — b)Grundgedanke: „Leben und Tod begegnen sich gar oft, damit wir 
n Leben uns mit dem Tode befreunden, im Tode aber das Leben haben“ (Uhland) — 
Heute rot, morgen tot. — Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umgeben. — 
„Wer weiß, wie nahe mir mein Ende c asch tritt der Wod den Menschen 
an.“ Schiller, Tell) — „In sein stygisches Bot raffet der Tod auch der Jugend 
blühendes Seben GSchillen Braut von Messina.) 
298. Schäfers Sonnlagslied. 
Andwig Uhland. 
1 Das ift der Tag des Herrn. 
bin allein auf weita e 
Poch Ane Worgengloce nur, 
Nun Slille nah und fern. 
2. Anbetend knie' ich hier. 
O süßes Grau'n, geheimes Wehn, 
Als knieten viele ungesehn 
Und beteten mit mir! 
3. Der Himmel nah und fern, 
Er ist so klar und feierlich, 
So ganz, als wollt' er öffnen sich. 
Das ist der Tag des Herrn. 
a) Gliederung: 1. Die Natur am Sonntagsmorgen. 2. Der betende Schäfer 
d. Die Verklaͤrung seiner ganzen Anschauungen durch die n aaee — b)Gruͤnd— 
gedanke; Übexall weht Goltes Hauch. die ganze Schöpfung ist sein Haus. — Gott 
ist überall; auch in der freien Natur kann man zu ihm beten; wer aber durch Berufs— 
pflichten nicht verhindert ist, der soll Sonntags dem Rufe der Glocken folgen und in 
die Kirche gehen, wo Gott leibhaflig wohnel. 
299. 
Die sanften Tage. 
Ludwig Uhland. 
1. Ich bin so hold den sanften 
Tagen, 
Wann in der ersten Frühlingszeit 
Der Himmel, blaulich aufgeschlagen, 
Zur Erde Glanz und Wärme streut, 
Die Thäler noch von Eise grauen, 
Der Hügel schon sich sonnig hebt, 
Die Mädchen sich ins Freie irauen, 
Der Kinder Spiel sich neu belebt. 
Die Brust von leisem Drang gehoben, 
Der noch zum Wunsche nicht gedeiht. 
Ich bin ein Kind und mit dem Spiele 
Der heiteren Natur vergnügt, 
In ihre ruhigen Gefühle 
Ist ganz die Seele eingewiegt. 
3. Ich bin so hold den sanften Tagen, 
Wann ihrer mild besonnten Flur 
Gerührte Greise Abschied sagen; 
Dann ist die Feier der Natur, 
Sie prangt nicht mehr mit Blüt und 
Fülle, 
2. Dann steh' ich auf dem Berge 
droben 
Und seh' es alles, still erfreut,
	        
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