Aus dem Vorwort des ursprünglichen Herausgebers.
^enn die überaus große und noch immer wachsende Zahl deutscher
Schullesebücher das Unternehmen der Herausgabe eines solchen
vielleicht als ein gewagtes erscheinen lassen möchte, so weist doch
jene Fülle und jenes Wachstum derselben unzweifelhaft auch auf
innerliche und berechtigte Gründe und Ursachen hin. Und in der Tat wird
man sich über die Menge der Lesebücher wohl weniger wundern, wenn man
einerseits den mächtigen Umfang des Schulgebietes überblickt, dem sie dienen
sollen, welches fast kein anderes ist als das ganze Schulwesen überhaupt,
anderseits der immer komplizierter werdenden Gliederung des Unterrichts¬
wesens gedenkt und endlich auch die Schwierigkeiten und Meinungsverschieden¬
heiten auf dem engeren Felde des deutschen Unterrichts berücksichtigt. Selbst
für den Fall, daß volle Klarheit und Übereinstimmung in den wesentlichen
organisatorischen und didaktisch-methodischen Fragen gewonnen wird, wird
man immer noch einer leidlichen Mannigfaltigkeit auf diesem Gebiete der
Schulbücherliteratur bedürfen; zur Zeit, wo. solche Klarheit und solches Ein¬
verständnis noch nicht vorhanden, kann auch in bezug auf Inhalt und Un¬
ordnung der Lesebücher das Stadium des Suchen; und versuchens noch nicht
für überwunden gelten. ' ' ; ‘
was nun das vorliegende Lesebuch angeht, so hat der Verfasser des¬
selben sein Augenmerk vorzugsweise auf höhere Unterrichtsanstalten gerichtet,
das heißt hier auf solche, welche in keinem Falle den deutschen Unterricht
und mit ihm das deutsche Lesebuch für den Unterricht in den realen Fächern
ausnutzen wollen oder sollen. Das Lesebuch setzt voraus, daß die Schule,
welche es benutzt, eine allgemein vorbildende Anstalt, keine Fachschule sei;
daß sie aus einer Neihe von subordinierten Klassen bestehe, von denen nament¬
lich die drei bis vier unteren einen einjährigen Kursus haben; daß sie in
ihrer Gesamtausgabe über dem Ziele der sogenannten Elementarschule stehe,
also einen besonderen und gründlichen Kealunterricht erteile und wenigstens
eine fremde Sprache in ihren Lehrplan aufgenommen habe. Es handelt
sich um Schulen, welche dem Unterrichte in der Muttersprache eine Stellung
im Zentrum der Schule einräumen, aber nicht darauf angewiesen sein wollen,
in dem deutschen Unterricht oder im Anschlüsse an das Lesebuch Nealunter-
richt zu erteilen. Das vorliegende Lesebuch wünscht zwar dem Unterrichte in
der Geschichte, Geographie, Naturkunde recht kräftig zu Hilfe zu kommen, es
wünscht den Gesichtskreis des Schülers nach allen Seiten zu erweitern, den
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