Full text: Für das vierte Schuljahr (Teil 3, [Schülerband])

Bäßler. 
97 
dem Altare, das Sakrament zu empfangen; der Weihrauchs¬ 
duft wallte empor, und die Gesänge der Priester priesen die 
geweihte Nacht, wo die Herrlichkeit des Heilandes sich den 
Menschen offenbarte. 
Da wurde Wittekind tief ergriffen oon der Herrlichkeit 
des Gottesdienstes der Christen, seine Augen füllten sich mit 
Tränen, und stumm faltete er die Hände. Es war ihm, als 
ob das Christnskind auf dem Arme der Jungfrau Maria ihni 
winkte und spräche; „Komm her zu mir!" Er warf sich 
vor dem Altar nieder auf die Kniee, und als alle verwundert 
und erstaunt ihn umringten, rief er: „Ich bin Wittekind, 
der Sachsenherzog; gebt auch mir die Taufe, daß ich ein 
Christ werde, wie ihr!" Da umarmte ihn Karl, und lauter 
Jubel erscholl durch das Frankenheer, denn dieser eine war 
ihnen mehr wert, als zehn gewonnene Schlachten. Kaiser 
Karl hielt ihn, so lang er lebte, hoch in Ehren, und gab ihm 
ein neues Wappenschild, indem er das schwarze Pferd ohne 
Zügel und Gebiß, welches Wittekind bis dahin in seinem 
Schilde geführt hatte, in ein weißes verwandelte, damit die 
weiße Farbe ein Zeichen seines aufrichtigen Glaubens und 
feiner Wiedergeburt durch Christum Jesum sei. 
105. Der Ziegenhirt im Khffhäuser. 
Peter Klaus, ein Ziegenhirte aus Sittendorf, der seine 
Herde am Khffhäuser weidete, pflegte sie am Abend auf einem 
mit altem Gemäuer umschlossenen Platz ausruhen zu lassen, 
wo er die Musterung über sie hielt. Seit einigen Tagen hatte 
er bemerkt, daß eine seiner schönsten Ziegen bald nachher, 
wenn er auf diesen Platz gekommen war, verschwand und 
erst spät der Herde nachkam. Er beobachtete sie genauer und 
sah, daß sie durch eine Spalte des Gemäuers durchschlüpfte. 
Er wand sich ihr nach und traf sie in einer Höhlung, wo 
sie fröhlich die Haferkörner auflas, welche einzeln von der 
Decke herabfielen. Er blickte in die Höhe und schüttelte 
den Kopf über den Haferregen, konnte aber durch alles 
Hinstarren nichts weiter entdecken. Endlich hörte er über 
Hessel und Ufer, Lesebuch 3. M.7
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.