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fliegen auch schon aus dem türkischen Lager die ersten Bomben
nach der Stadt, glühende Kugeln und Brandpfeile. Dort kracht
auch eine Mine und durch die Bresche suchen die Türken mit
wildem Geschrei in die Stadt einzudringen. Aber sie werden
zurückgeworfen. Tag und Nacht gönnten sich weder Christen noch
Türken Ruhe und so ging's fort zwei Monate.
Bischof Kollonitsch. Bevor die Türken mit ihren zahl—
losen Scharen Wien noch ganz eingeschlossen hatten, hatte sich
der Bischof von Wiener-Neustadt, Graf Leopold von Kol—⸗
lonitsch, freiwillig in die bedrohte Stadt begeben und erwarb
sich hier während der Velagerung die größten Verdienste. Er
leitete die Löscharbeiten bei dem durch die Beschießung entstan—
denen Feuer, sorgte für die Pflege der Verwundeten und Kran—
ken, spendete den Sterbenden geistlichen Trost, ermutigte die Ver—
zagten und war für die Herbeischaffung von Lebensmitteln tätig.
Die Not der Belagerten. In der langen Zeit der Be—
lagerung war die Zahl der streitbaren Männer hinter den
Mauern Wiens recht klein geworden; noch kleiner und dürftiger
aber fielen die Portionen der täglichen Nahrung aus, denn der
Vorrat an Lebensmitteln war fast zu Ende gegangen. Dagegen
nahmen böse Krankheiten überhand infolge der giftigen Ausströ—
mungen, die von den Hunderten von Leichnamen herrührten,
welche man unbegraben hatte daliegen lassen müssen, weil alle
kräftigen Arme genug mit der Verteidigung und Ausbesserung
der durchschossenen Wälle zu tun hatten. Der Mut der Belager—
ten drohte auch schon zu unterliegen und ohne fremde Hilfe von
außen wäre Wien wohl verloren gewesen.
„Nur noch wenige' Tage haltet aus, tapfere Brüder und
Bürger,“ mahnte der edle Rüdiger, „denn der Retter naht. Die
Übergabe der Stadt ist sicherer Tod. Besser dem Feinde im offe—
nen Kampfe, dem Hunger oder der Seuche erliegen, als in die
Hände der ungläubigen Barbaren zu fallen. Vertraut auf Gott,
der Hilfe sendet!“
c) Die Befreiung Wiens.
Das Entsatzheer. Und Hilfe kam, als die Not am größ—
en war. Die Kunde von der Bedrängnis Wiens war in ganz