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sagte der Fuchs, „aber was für ein Zeichen wollen wir verab¬
reden?“ Niemand wusste es. Da sprach der Fuchs: „Ich habe
einen schönen, langen, buschigen Schwanz, der sieht fast aus
wie ein roter Federbusch. Wenn ich den Schwanz in die Höhe
halte, so geht die Sache gut, und ihr müsst drauf losmarschieren;
lasse ich ihn aber herunter hängen, so lauft, was ihr könnt!“ Wie
die Mücke das gehört hatte, flog sie wieder heim und verriet dem
Zaunkönige alles haarklein.
Als der Tag anbrach, an dem die Schlacht geliefert werden sollte,
kam das vierfüssige Getier dahergerannt mit solchem Gebrause, dass
die Erde zitterte. Der Zaunkönig mit seiner Armee kam auch durch
die Luft daher. Die schnurrte, schrie und schwärmte, dass einem
angst und bange ward. So gingen sie von beiden Seiten aufeinander
los. Der Zaunkönig aber schickte die Hornisse hinab; sie sollte sich
dem Fuchse unter den Schwanz setzen und aus Leibeskräften
stechen. Wie nun der Fuchs den ersten Stich bekam, zuckte er,
dass er das eine Bein aufhob. Doch ertrug er’s und hielt den
Schwanz noch in die Höhe. Beim zweiten Stich musste er ihn
einen Augenblick herunter lassen. Beim dritten aber konnte er sich
nicht mehr halten, schrie und nahm den Schwanz zwischen die
Beine. Wie das die Tiere sahen, meinten sie, alles wäre verloren,
und fingen an zu laufen, jedes in seine Höhle. Die Vögel hatten
die Schlacht gewonnen.
Da flog der Herr König und die Frau Königin heim zu ihren
Kindern und riefen: „Kinder, seid fröhlich, esst und trinkt nach
Herzenslust, wir haben den Krieg gewonnen!“ Die jungen Zaun¬
könige aber sagten: „Koch essen wir nicht; der Bär soll erst vor
das Nest kommen und Abbitte thun und soll sagen, dass wir ehr¬
liche Kinder sind.“ Da flog der Zaunkönig vor das Loch des
Bären und rief: „Brummbär, du sollst vor das Nest zu meinen
Kindern gehen und Abbitte thun und sagen, dass sie ehrliche
Kinder sind; sonst sollen dir die Rippen im Leibe zertreten werden.“
Da kroch der Bär in der grössten Angst hin und that Abbitte.
Jetzt waren die jungen Zaunkönige zufrieden, setzten sich zusammen,
assen und tranken und machten sich lustig bis in die späte Nacht
hinein.
Brüder Grimm.
A. Lampe und E. Vogel: Lesebuch für Vorschulen, II. 13