«MWMZMMGMGMWMGMGM 266 MM
neigten hügelrücken ansteigend, von zahlreichen grauen Kuppelbauten,
stattlichen spitzen Minaretts und armseligen hölzernen Gebetstürmen,
überragt, richtet sich der fahlfarbene, dichte Häuserblock von Mossul
auf. Handel und Gewerbe, so die „Musseline", standen im Mittelaller
hier in großer Blüte. Vas heute ist nur ein matter Abglanz der Ver¬
gangenheit. Line schadhafte, holprige Schiffsbrücke führt in eine
Vorstadt, die auf dem Schutthaufen des alten Ninive steht. Lnge ge¬
wundene Gassen mit lehmbeworfenen Mauerfronten, hinter denen die
breiten Lichthöfe und säulengetrage.nen offenen Ausbaue schmucker
Wohnhäuser stehen, durchschneiden das Stadtbild.
Nicht weit stromabwärts von Mossul zeigt sich der Tigris schon
als echter Tieflandstrom, der sich tief in den angeschwemmten Lehm und
Ton eingegraben hat. Zehn Meter und hoher liegen oft die Ufer¬
ränder, ein Umstand, der für die Bewässerung äußerst ungünstig ist.
Allmählich werden die Ufer flacher, und es entwickelt sich das Gepräge
der Marschlandschaft des südlichen Mesopotamiens. Getreide-, Reis-
und Maisfelder zeigen sich hier und da. Die ersten Palmen mit voll-
entwickelten hohen Stämmen und stolzen Fächerkronen grüßen häu¬
figer, und bald stehen die Palmen in dichten Hainen, wir stehen im
sagenumwobenen babylonischen Kulturland, das zur Seite der Para¬
diesflüsse Euphrat und Tigris üppige und fesselnde Bilder von Natur-
reichtum und landschaftlichen Reizen vor Augen führt. Aber wo die Ufer
nur wenige Meter über dem Flußspiegel liegen, ergießen sich im
Frühjahr die Fluten über die tischgleichen Flächen Mesopotamiens,
bedeutende Striche in Seen verwandelnd und die jungen Saaten
ertränkend.
Die Vorstellung von Glanz und Reichtum umschmeichelt das am
Tigris sich aufbauende Bagdad, die Stadt des Harun al Raschid, der
Sitz der Märchen aus Tausendundeine Nacht. Nur vereinzelte Baureste
vermelden noch die von Leben und Lust umwobene Welt des Mittel¬
alters. Cin wirrsal schmaler Gassen, in denen in der Regenzeit
der Rot fußhoch liegt, in den Vorstädten ganze Reihen bröckelnder und
eingesunkener Mauern alter und neuer Behausungen, am Rande
der Basarviertel Züge schläfriger, absterbender Hallen, kennzeichnen
das Bagdad von heute. Trotzdem ist es mit seiner Bevölkerung von
200 000—250 000 Seelen Mesopotamiens Mittelpunkt. Rammt man
aus den Steppen, mutet es mit seinem weißen Häusermeer wie ein
gewaltiger Ameisenhaufen an, wirken die vergoldeten Kuppeln der
Moscheen, die zwischen grünen Palmenhainen in der Sonne gleißend
funkeln, wie Märchen. Kunstvoll gezierte, nach der Straße blickende
Erker, breite Säulenhallen und Rundgänge geben von Wohlhabenheit
und Lebensfreude Kunde. Und die Fülle der Gestalten von Trachten:
bewegliche arabische Städter und Landleute, sehnige Kurden und
Luren aus den persischen Grenzgebieten, christliche Syrer, Bagdader,
Juden, türkische Beamte und Soldaten, persische Pilger künden das
Volksgewimmel dieser Breiten.
verläßt man Bagdad von der südwestlichen Vorstadt aus, ss