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Erster Teil. In Haus und Hof.
reichen mit etwa 4/5 der angegebenen Menge aus. Ls ist selbstver¬
ständlich hiernach nicht schwierig, auszurechnen, wieviel von den
Nahrungsmitteln dazu gehört, um diese Nährstofsmengen zu erzielen,
vorausgesetzt, daß man ihre Zusammensetzung kennt. Ebenso ist es
begreiflich, daß starke Anstrengung ein Mehr erfordert, bei Ruhe
und Untätigkeit ein Abzug gemacht werden kann. Die Ernährung
hängt nämlich nicht vom Blut allein ab, sondern auch vom schnellen
Umsetzen dieses Lebenssaftes. Für die Ernährung ist ferner von großer
Bedeutung, zu wissen, ob die Speisestoffe auch schnell und leicht in Blut
verwandelt oder gut verdaut werden. Endlich spielen angemessene Ab¬
wechslung und der Geschmack bei der Ernährung eine bedeutende
Bolle. Unbedingt notwendig ist es daher für jeden Menschen, ins¬
besondere für die Hausfrauen, daß sie über die Nahrungsmittel genau
Bescheid wissen. Der fleißige Landmann und Arbeiter ernährt seine
Familie- aber die brave Hausfrau, die für eine schmackhafte, gesunde
Nahrung und Rost sorgt, verrichtet in ihrem Ureis auch einen wich¬
tigen Dienst und leistet mehr zur Arbeitsfähigkeit ihres Mannes,
als dieser wohl einsehen mag. — tüte töricht die Menschen handeln,
die mit einer ungenügenden Nahrung auszukommen glauben, zeigen
folgende Beispiele: Ein Hüttenarbeiter verdiente am Puddelofen
täglich 3 Mark, lebte aber fast nur von Uartoffeln, Brot und Uaffee.
Diese Nahrung kostete ihm jede Woche (6 Tage) 2,40 Mark,- er hatte
demnach wöchentlich 15,60 Mark übrig. Aber seine Uräfte nahmen
von Monat zu Monat ab, so daß er die Arbeit am Puddelofen auf¬
geben und auf Tagelohn für 6 Mark Lohn die Woche arbeiten mußte,
hätte er sich besser genährt, selbst mit 1 Mark den Tag, so wäre
ihm von seinem früheren Wochenlohn immer noch ein Überschuß von
12 Mark geblieben.
5. Die Nahrungsmittel stammen, wenn man vom Wasser und
Uochsalz absieht, aus dem Tier- und Pflanzenreiche und werden dem¬
nach als animalische (tierische) und vegetabilische (pflanzliche)
bezeichnet.
Der Nährwert eines Nahrungsmittels hängt selbstredend von
dem Gehalt an Eiweiß, Fett und Kohlehydraten ab. Als nahrhaft
wird also die Speise gelten, die in einer Gewichtseinheit (z. B. einem
Kilogramm) möglichst viel von diesen Stoffen enthält. — Ferner ist
die Verdaulichkeit der Kost in Betracht zu ziehen. Die Speisen
werden nämlich in sehr verschiedener weise von den Verdauungs¬
säften angegriffen, und ihre Ausnutzung, d. h. die Aufsaugung der
Nährstoffe durch den Darm, schwankt in weiten Grenzen. Leichtver¬
daulich ist also ein Nährmittel, wenn es durch die Verdauung gehörig
verarbeitet wird und die in ihm enthaltenen Nährstoffe so gut wie
ganz für den Körper verwertet werden. — Endlich ist noch der
Geldwert der Nahrungsmittel von sehr wesentlicher Bedeutung.
Cs ist natürlich nicht gleichgültig, ob man für sein Geld in einer
bestimmten Gewichtsmenge eines Lebensmittels viel oder wenig Nähr¬
stoffe bekommt.