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seiner Ansicht innerhalb seines Standes nicht allein stand. Die Ritter—
schaft des Reiches trat damals Luther persönlich voll Anteil und Wohl⸗
wollen gegenüber. Sie fühlte sich durch sein Auftreten noch am meisten
sympathisch angezogen. Sickingen bot dem Wittenberger Mönch sichere
Zuflucht auf einer seiner Burgen an. Das war in diesem Augenblick
don Bedeutung, denn noch wußte man nicht, daß sich in Deutschland
kein Arm finden werde, die Reichsacht zu vollziehen.
Mit Sickingen stand Hutten damals bereits in enger Verbindung;
im Winter 1620—21 hatte er ihn auf der Ebernburg mit Luthers
Schriften und Geist vertraut gemacht.
133. Wilhelm von Oranien und Egmont.
Fr. von Schiller. Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande.)
1.
Wilhelm von Oranien gehörte zu den hagern und blassen
Menschen, wie Cäsar sie nennt, die des Nachts nicht schlafen und zu
viel denken; vor denen das furchtloseste aller Gemüter gewankt hat.
Die stille Ruhe eines immer gleichen Gesichts verbarg eine geschäftige,
feurige Seele, die auch die hinter welcher sie schuf, nicht be—
wegte und der List und der Liebe gleich unbetretbar war; einen viel—
fachen, fruchtbaren, nie ermüdenden Geist, weich und bildsam genug,
augenblicklich in alle Formen zu schmelzen; bewährt genug, in keiner
sich selbst zü verlieren; stark genug, jeden Glückswechsel zu ertragen.
Menschen zu durchschauen und Herzen zu gewinnen, war kein größerer
Meister als Wilhelm; nicht daß er, nach der Weise des Hofs, seine
Lippen eine Knechtschaft bekennen ließ, die das stolze Herz Lügen strafte,
sondern weil er mit den Merkmalen seiner Gunst und Verehrung weder
karg noch verschwenderisch war, und durch eine kluge Wirtschaft mit
demjenigen, wodurch man Menschen verbindet, seinen wirklichen Vorrat
an diesen Mitteln vermehrte. So langsam sein Geist gebar, so vollendet
waren seine Früchte; so spät sein Entschluß reifte, so standhaft und
unerschütterlich ward er vollstreckt. Den Plan, dem er einmal als dem
ersten gehuldigt hatte, konnte kein Widerstand ermüden, keine Zufälle
zerstören; denn alle hatten, noch ehe sie wirklich eintraten, vor seiner
Seele gestanden. So sehr sein Gemüt über Schrecken und Freude
erhaben war, so unterworfen war es der Furcht; aber seine Furcht
waͤr früher da, als die Gefahr, und er war ruhig im Tumult, weil
er in der Ruhe gezittert hatte Wilhelm zerstreute sein Gold mit Ver—
schwendung, aber er geizte mit Sekunden. Die Stunde der Tafel war
seine einzige Feierstunde, aber diese gehörte seinem Herzen auch ganz,
seiner Faͤmilie und der Freundschaft; ein bescheidener Abzug, den er
dem Vaterland machte. Hier verklärte sich seine Stirn beim Wein, den
ihm fröhlicher Mut und Enthaltsamkeit würzten, und die ernste Sorge
durfte hier die Jovialität seines Geistes nicht umwölken. Sein Haus—
wesen war prächtig, der Glanz einer zahlreichen Dienerschaft, die Menge
und das Ansehen derer, die seine Person umgaben, machten seinen
Wohnsitz einem souveränen Fürstenhofe gleich. Eine glänzende Gast—
freiheit, das große Zaubermittel der Demagogen, war die Göttin seines
Benser u. Ruge, Lesebuch. 7. Aufl. 15
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