Haare weh. „Das gefällt mir", sagte der Vater, „wenn sich die andern
10nicht gewaltig angreifen, so ist das Haus dein."
Es währte nicht lange, so kam ein Herr in einem Wagen dahergerannt
in vollem Jagen. „Nun sollt ihr sehen, Vater, was ich kann", sprach
der Hufschmied, sprang dem Wagen nach, riß dem Pferde, das in einem
fort jagte, die vier Hufeisen ab und schlug ihm auch im Jagen vier neue
15 wieder an. „Du bist ein ganzer Kerl", sprach der Vater, „du machst
deine Sachen so gut wie dein Bruder; ich weiß nicht, wem ich das
Haus geben soll."
Da sprach der dritte: „Vater, laßt mich auch einmal gewähren",
und weil es anfing zu regnen, zog er seinen Degen und schwenkte
20 ihn in Kreuzhieben über seinem Kopf, daß kein Tropfen auf ihn fiel;
und als der Regen stärker ward und endlich so stark, als ob man mit
Mulden vom Himmel gösse, schwang er den Degen immer schneller und
blieb so trocken, als säße er unter Dach und Fach. Wie der Vater
das sah, erstaunte er und sprach: „Du hast das beste Meisterstück
25 gemacht, das Haus ist dein."
4.
Die beiden andern Brüder waren damit zufrieden. Wie sie vor¬
her gelobt hatten, und weil sie einander so lieb hatten, blieben sie
alle drei zusammen im Haus und trieben ihr Handwerk; und da sie so
gut ausgelerut hatten und so geschickt waren, verdienten sie viel Geld.
5 So lebten sie vergnügt bis in ihr Alter zusammen, und als der
eine krank ward und starb, grämten sich die zwei andern so sehr darüber,
daß sie auch krank wurden und bald starben. Da wurden sie, weil sie
so geschickt gewesen waren und sich so lieb gehabt hatten, alle drei
zusammen in ein Grab gelegt. Brüder Grimm.
263. Das ßirienbüblein.
s war einmal ein Hirtenbübchen, das war wegen seiner weisen
% Antworten, die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt.
^ Der König des Landes hörte auch davon, glaubte es nicht und ließ
das Bübchen kommen. Da sprach er zu ihm: „Kannst du mir auf drei
5 Fragen, die ich dir vorlegen will, Antwort geben, so will ich dich ansehn
wie mein eigen Kind, und du sollst bei mir in meinem königlichen Schloß
wohnen." Sprach das Büblein: „Wie lauten die drei Fragen?"
Der König sagte: „Die erste lautet: „Wie viel Tropfen Wasser sind
im Weltmeer?" Das Hirtenbüblein antwortete: „Herr König, laßt alle
10 Flüsse auf der Erde verstopfen, damit kein Tröpslein mehr daraus ins