Full text: (Drittes und viertes Schuljahr) (Teil 2, [Schülerband])

Das Kind hat den Groschen nicht genommen, dort liegt er auf 
der Erde, wo er hingefallen. Die jungen Männer entfernen sich. 
„Ich habe meine Grundsätze", sagt der zweite, und man versteht 
jedes Wort in dem dämmrigen Torwinkel. „Ich gebe grundsätzlich nur 
25 an Leute, deren Verhältnisse ich kenne. Diese Bettler leben mitunter 
zu Hause sehr gut." 
„Mir auch! Mir auch!" ruft kläglich das Kätzchen. 
„Papa, bringt dem da das Christkind nichts?" Ein kleines Mädchen 
zeigt auf die Gruppe. 
30 „Vielleicht nicht. Arme Kinder sind meist unartig und nicht fleißig. 
Überhaupt trägt es in die schönsten Wohnungen immer das Meiste und 
Schönste, das ist ganz natürlich." 
„Soll ich dem Kinde etwas geben?" 
„Oho, das müssen wir doch dem Christkind überlassen." 
35 Das Kind mit dem Kätzchen läßt dem kleinen Mädchen und dessen 
Vater verstohlne Blicke nachgehen, und es zuckt ihm um die tiefen 
Winkel des Kirschenmündchens. Indem hört es, wie einer im Vor¬ 
übereilen murmelt: „Ach was! Man hat selber fünf Kinder." Ein 
etwas dünn angezogner Mann, der ein paar kleine Päckchen mit langem 
40 Arm in die Seite preßt. Da rennt er nun hin! 
3. 
In den Buden wird jetzt eingepackt. Die Glocken läuten, der 
Lichter werden immer weniger. Dafür sieht man in ein paar Fenstern 
brennende Christbäume. 
Das Kind steht noch immer auf der nämlichen Stelle. Jetzt kommt 
5 ein Junge die Straße her, derselbe, der Schnarren zu verkaufen hatte. 
Er hält noch eine Schnarre zwischen den Zähnen und zählt eifrig Geld 
aus der Tasche in die Hand. 
„Mir auch! Mir auch!" 
Der Junge fährt auf und sieht das Paar in dem Torwinkel. 
10 „Gott bewahre", spricht er mitleidig durch die Zähne, die die 
Schnarre halten. „Da hast du den Waldteufel, es ist der letzte. Dreh 
mal — so, Kleiner! Auf den Waldteufel soll es mir nicht ankommen; 
aber das Geld brauchen wir selber zu nötig." 
Das Kind lächelt ein wenig und läßt schüchtern den Waldteufel 
15 schnarren, und der Junge nickt ihm gutherzig zu, daun geht er weiter 
und fährt fort zu zählen. 
Er sieht nicht, wie das Kind hinter ihm drein kommt mit den 
nackten Beinchen. 
Nun steht er in einer Stube — das ist ein Loch mit einem Ofen,
	        
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