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3. Es regnet!
Gott segnet,
4. Es regnet!
Gott segnet
was lebt nnd webt in weiter Welt; die Menschen alle väterlich;
für jedes Tier ein Tröpflein füllt, sein Himmelstan erqnickt anch mich.
O frischer Siegen,
dn Gottessegen!
O frischer Regen,
dn Gottessegen!
156. Der Wegenwurm.
St. Reinke.
Ein dicker Regenwurm ist eben unter einem großen Stein
hervorgekrochen, um in dem feuchten Grase nach seiner Ge¬
wohnheit seinen Abendspaziergang zn machen. Er ist recht
fleißig gewesen heute nachmittag. Schon seit mehreren Tagen
war er in emsiger Arbeit. Der Regenwurm ist nämlich Erd¬
arbeiter von Berns, und seine besondere Kunst ist das Anlegetl
voit Erdschachten. Ans der wärmenden Tiefe, in der er sich
während des Winters aufgehalten, treibt er senkrechte Röhren
vom Durchmesser eines dünnen Bleistiftes empor, glatt und
rund, wie sie ein gelernter Brnnnenbohrer nicht besser macheil
kann. Dabei macht ihm das Fortschaffen der überflüssigen Erde
weiter keine Sorge; er frißt sie auf. Das schwarze, frucht¬
bare Erdreich ist reichlich mit verwesenden Pflanzenstoffen durch¬
setzt; die machen das Erdefressen immerhin noch zu einer
lohnenden Beschäftigung. Kommen ihm bei seiner Bohrarbeit
weiche Wnrzelspitzchen vors Maul, so speist' er anch diese. Dabei
kümmerUs ihn gerade nicht sehr, daß er mit diesen feinsten
Wnrzelspitzchen die Pflanzen ihrer unterirdischen Ernährer be¬
raubt; er muß es halt nehmen, wie's ihm gerade vorkommt,
da er auf langes Suchen sich nicht einlassen kann. Unser Herr¬
gott hat dem kleinen Bohrkünstler nämlich weder Angen noch
Ohren mit auf den Lebensweg gegeben. Er muß sich jedoch
ganz wohl dabei fühlen. Unser Wurm hier wenigstens hat es