Full text: [Teil 3 = (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (4. Schuljahr), [Schülerband])

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133. Die Arbeiten des herkules. 
Von dem Orakel zu Delphi war herkules der Ausspruch geworden, 
er müsse dem Könige Eurystheus von Mykenä dienstbar werden und 
zwölf Arbeiten vollbringen, die dieser ihm auftrage; dann erst könne er 
der Unsterblichkeit teilhaftig werden. Dieser Ausspruch hatte Herkules 
sehr bekümmert; wie ungern er aber auch einem Sterblichen dienstbar 
werden mochte, wollte er doch dem Willen der Götter nicht zuwider— 
handeln und ging zu dem Könige Eurystheus, dessen Aufträge entgegen— 
zunehmen. Eurystheus, dem ein Orakelspruch gesagt hatte, daß her— 
kules einst seine herrschaft einnehmen werde, wollte den helden gern 
beseitigen und sandte ihn daher auf Abenteuer aus, von denen er hoffte, 
daß sie Herkules den Tod bringen würden. 
Die erste Aufgabe, welche Eurystheus dem Helden stellte, war, ihm 
das Fell des nemeischen Löwen herbeizuschaffen, welcher in dem Wulde 
von Nemea in der Landschaft Argolis hauste. Gegen ihn zog der held 
aus, den Röcher auf dem Rücken, den Bogen in der einen Hhand, in der 
andern seine Keule. Lange irrte herkules im Walde umher, ohne die 
Spur des Löwen finden zu können; auch war kein Mensch im Walde, der 
ihm Bescheid hätte sagen können, denn keiner wagte es vor dem Un— 
geheuer, den Wald zu betreten. Endlich sah er den Löwen bluttriefend 
von seinem Raube daherkommen. Er verbarg sich in ein Gebüsch und 
sandte von hier aus mehrere Pfeile gegen das Ungeheuer. Aber Waffen 
vermochten das Tier nicht zu verwunden, und wie von einem Steine 
prallten die Pfeile von der Haut des Löwen zurück. Als er eben wieder 
einen neuen Pfeil gegen ihn senden wollte, bemerkte der Löwe seinen 
Gegner, und alsbald machte er sich zum fürchterlichen Sprunge fertig. 
Seinen langen Schweif zog er an sich bis zu den hinteren Kniekehlen, 
sein ganzer Nacken schwoll von Zorn auf, unter Murren sträubte sich 
seine Mähne, sein Rücken ward krumm wie ein Bogen. Als der Held 
das sah, warf er Bogen und Pfeil weg, und, die Keule hoch geschwungen 
haltend, erwartete er den Gegner. Schon streckte das Tier in weitem 
Sprunge seine Tatzen gegen den helden aus, da sauste mit fürchterlicher 
Gewalt die Keule auf seinen Schädel nieder, daß es betäubt zur Erde 
fiel. Rasch warf herkules auch die Keule weg, und ehe das Tier sich 
wieder erholen konnte, hatte er es mit seinen starken Händen am Halse 
gepackt. So fest drückte der held die Kehle zu, daß das Tier in kurzer 
Zeit erstickt war. 
Nnun wollte herkules ihm die haut abziehen, die er als Zeichen 
des Sieges zu Eurystheus bringen sollte. Aber weder Stein noch Eisen 
waren imstande, die haut zu schneiden. Da versuchte es herkules mit
	        
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