Full text: [Band 1, [Schülerband]] (Band 1, [Schülerband])

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sprochen hatte, plump I fiel er auf die Erde und lag das Pferd tot 
•und regte sich nicht mehr. Damit war der erste Wunsch erfüllt. 
Weil er aber von Natur geizig war, [wollte er das Sattelzeug 
nicht im Stiche lassen, schnitt’s ab, hing es auf seinen Rücken und 
mußte nun zu Fuß gehen. „Du hast noch zwei Wünsche übrig,“ 
dachte er und tröstete sich damit. Wie er nun langsam durch den 
Sand dahinging und zu Mittag die Sonne heiß brannte, ward’s ihm 
so warm und verdrießlich zumute; der Sattel drückte ihn auf den 
Rücken, auch war ihm noch immer nicht eingefallen, was er sich 
wünschen sollte. „Wenn ich mir auch alle Reiche und Schätze der 
Welt wünsche,“ sprach er zu sich selbst, „so fällt mir hernach noch 
allerlei ein, dieses und jenes, das weiß ich im voraus; ich will’s aber 
so einrichten, daß mir gar nichts mehr zu wünschen übrig bleibt.“ 
Dann seufzte er und sprach: „Ja, wenn ich der bayerische Bauer 
wäre, der auch drei Wünsche frei hatteI Der wußte sich zu helfen; 
der wünschte sich zuerst recht viel Bier und zweitens so viel Bier, 
als er trinken könnte, und drittens noch ein Faß Bier dazu.“ Manch¬ 
mal meinte er, jetzt hätte er es gefunden, aber hernach schien’s ihm 
doch zu wenig. Da kam ihm so in die Gedanken, was es seine 
Frau jetzt gut hätte; die säße daheim in einer kühlen Stube und 
ließe sich’s wohl schmecken. Das ärgerte ihn ordentlich, und ohne 
daß er’s wußte, sprach er so hin: „Jch wollte, die säße daheim auf 
dem Sattel und könnte nicht herunter, statt daß ich ihn auf meinem 
Rücken schleppe!“ Und wie das letzte Wort aus seinem Munde kam, 
so war der Sattel von seinem Rücken verschwunden und er merkte, 
daß sein zweiter Wunsch auch in Erfüllung gegangen war. 
Da ward ihm erst recht heiß; er fing an zu laufen und wollte 
sich daheim ganz einsam in seine Kammer hinsetzen und auf etwas 
Großes für den letzten Wunsch sinnen. Wie er aber ankommt und 
die Stubentür aufmacht, sitzt da seine Frau mittendrin äuf dem Sattel 
und kann nicht herunter, jammert und schreit. Da sprach er: „Gib 
dich zufrieden; ich will dir alle Reichtümer der Welt herbeiwünschen, 
nur bleib da sitzen!“ Sie schalt ihn aber einen Schafskopf und 
sprach: „Was helfen mir alle Reichtümer der Welt, wenn ich auf 
dem Sattel sitze? Du hast mich darauf gewünscht, du mußt mir 
auch wieder herunterhelfen.“ Er mochte wollen oder nicht, er mußte 
den dritten Wunsch tun, daß sie vom Sattel ledig wäre und herunter¬ 
steigen könnte. Und der Wunsch ward alsbald erfüllt. 
Also hatte er nichts davon als Ärger, Mühe, Scheltworte und 
ein verlorenes Pferd; die Armen aber lebten vergnügt, still Und 
fromm bis an ihr seliges Ende. Brüder Grimm, a. a. o. s. 335 ff. 
8. Der Buchweizen. 
Oft, wenn man nach einem Gewitter an einem Acker vorüber¬ 
geht, auf welchem Buchweizen wächst, sieht man, daß ergänz schwarz
	        
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