Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

Von der Scholle, die wir bebauen. 
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großer Kraft gegen diejenigen Körper, welche sie daran hindern wollen. 
Sie hat Spannkraft, wie man sagt. Und die ist um so größer, je 
stärker sie zusammengepreßt war. Dies erfahren die Knaben, wenn sie 
mit Knallbüchsen spielen. Sie stoßen einen Pfropfen in die Röhre und 
treiben ihn bis an die vordere Offnung. Hierauf wird ein zweiter 
Pfropfen eingetrieben. Dadurch wird nun die Luft, die sich zwischen 
den beiden Pfropfen in der Röhre befindet, immer mehr zusammen— 
gepreßt, bis sie endlich genug Spannkraft hat und den vorderen Pfropfen 
mit Gewalt hinaustreibt und dabei tüchtig knallt. Denn wenn die 
vorher zusammengepreßte Luft plötzlich auseinanderfährt, so geht es 
niemals still ab, sondern sie knallt, pfeift, zischt usyv. Die Luft hat 
nämlich schon von Haus aus das Bestreben, einen immer größeren 
Raum einzunehmen, sich also auszudehnen, und besonders thut sie das, 
wenn sie erwärmt ist. Zwischen ihren kleinsten Teilchen zeigt sich also 
gar kein Zusammenhang, vielmehr eine abstoßende Kraft. Aber doch 
hat sie auch ihr Gewicht. 100 Liter wiegen gegen 130 g. Und die 
Luftmenge in einem Zimmer von 4 m Breite, 6 m Länge und 3 m 
Höhe hat ein Gewicht von 93 kg. Da die obere Luft auf der unteren 
ruht, so ist sie natürlich unten mehr zusammengepreßt als oben, d. h. 
sie wird von oben nach unten immer dichter und von unten nach oben 
weniger dicht. Wenn man bedenkt, daß die Luft in einem so kleinen 
Zimmer schon solches Gewicht hat, so muß klar sein, daß die Luft— 
schicht von mehr als 10 Meilen Höhe einen ganz bedeutenden Druck 
ausübt auf alles, was sich auf der Erde befindet. Auf jeder Fläche 
von 1 qem Größe lastet 1 kg. 
b) Dem Luftdruck haben wir es auch zu verdanken, daß die 
Luft mit großer Kraft überall hineindringt. Auf der Erde dringt sie 
hinab zu den Samenkörnern und Wurzeln in den tiefsten Schichten der 
Erde. Sie findet ihren Weg sogar in die Tiefe des Wassers. Und 
das ist ein Segen. Denn ohne Luft kann kein Mensch, kein Tier leben, 
auch der Fisch im Wasser nicht. Und die Pflanzen können ohne Luft 
auch nicht keimen und wachsen. Die atmosphärische Luft ist nämlich 
das große unerschöpfliche Magazin für die Lebensluft, den Sauerstoff. 
Aber außer ihm muß doch noch etwas anderes darin sein; sonst würde 
die ganze Erde schon längst durch ein großes Feuermeer verzehrt worden 
sein. Wir wissen ja auch bereits, daß sie Kohlensäure und Am— 
moniak enthält. Und Wasserdampf ist auch darin; denn daraus 
entstehen die Wolken, aus denen Regen und Schnee kommen. 
Den wievielten Teil der Luft der Sauerstoff ausmacht, das kann 
man leicht bestimmen. Man braucht nur aus einem ringsum ge— 
schlossenen Gefäße, das mit Luft gefüllt ist, den Sauerstoff zu ent— 
fernen, vielleicht dadurch, daß man ihn durch ein brennendes Licht auf⸗ 
zehren läßt, da weiß man es. Zu dem Zwecke stülpt man über ein 
brennendes Wachslicht, das, auf einem Kork stehend, auf dem Wasser 
in einem flachen Teller schwimmt, ein Bierglas. Der untere Rand 
des Glases muß allerdings in das Wasser tauchen, damit von außen 
nichts in das Glas hinein und von innen nichts heraus kann. — Nach
	        
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