Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

Von der Scholle, die wir bebauen. 
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Versuchen wir der Salpetersäure ihren Sauerstoff zu nehmen. Wir 
werden dann ja sehen, was übrig bleibt. Zu diesem Zwecke mischen 
wir salpetersaures Kalium mit recht feiner Eisenfeile, füllen die Mischung 
in ein Probierglas und erhitzen sie etwas. Führt man nach einer 
Weile einen brennenden Span hinein, erlischt er sogleich. Das Probier— 
gläschen enthält Stickstoff. Der kann nur aus der Salpetersäure in 
dem Salpeter stammen, denn das Eisen hat keinen Stickstoff und das 
Kalium auch nicht. Die Salpetersäure muß also eine chemische 
Verbindung des Stickstoffs mit dem Sauerstoff sein. Sie sollte 
daher von Rechtswegen nicht Salpetersäure, sondern Stickstoffsäure 
heißen — und alle die salpetersauren Salze Stickstoffsalze. Ist das 
aber nicht sonderbar? In der Luft sind die Bestandteile der Salpeter— 
säure, unsäglich große Mengen Stickstoff und Sauerstoff, gemengt vor— 
handen, und sie vereinigen sich nicht! Woran liegt das? Doch nur 
an der Trägheit des Stickstoffs. Aber es ist gut, daß es so ist. Denn 
was sollte wohl werden, wenn die Vereinigung vor sich ginge? Die 
ganze Atmosphäre würde sich plötzlich in einen See von scharfer, bren— 
nender Salpetersäure umwandeln. Allerdings geht dann und wann 
in der Luft eine solche Verwandlung vor sich, bei jedem Gewitter 
nämlich. Der Blitz bringt es fertig, daß sich ein Teil der Luft, durch 
die er hinfährt, in rechte echte Salpetersäure verwandelt, indem sich der 
Sauerstoff mit dem Stickstoff verbindet. 
Auch mit dem Wasserstoff geht der Stickstoff unter Umständen 
eine Verbindung ein, dann nämlich, wenn die beiden Stoffe aus früheren 
Verbindungen frei werden und sich gerade in diesem Augenblicke treffen. 
Dann bilden sie eine Luftart, die jedermann bekannt ist, das Am— 
moniak. Es bildet sich häufig in Ställen und bei der Verwesung 
und Fäulnis. Der Körper der Pflanzen und Tiere hat ja neben 
Kohlenstoff und Sauerstoff — reichliche Mengen Stickstoff und Wasser— 
stoff. Das Ammoniak wird vom Wasser begierig verschluckt, und so 
entsteht das Ammoniakwasser, das die Leute auch Salmiakgeist 
nennen. Das ist eine klare Flüssigkeit von stechendem Geruch und von 
laugenhaftem, ätzendem Geschmack. Rotes Probierpapier wird darin 
blau gefärbt. Das Ammoniak ist also eine Basis und bildet mit Säuren 
Salze, die Ammoniaksalze, so z. B. mit der Schwefelsäure das schwefel— 
saure Ammoniak, das ein Bestandteil des bekannten Alauns ist, der 
zum Gurgeln gebraucht wird. Kohlensäure und Ammoniak geben kohlen— 
saures Ammoniak oder Hirschhornsalz. Das salzsaure Ammoniak, das 
die Leute Salmiak nennen, wird seit den ältesten Zeiten im Lakritzen 
Ealmiakpastillen) als Heilmittel angewandt. Phosphorsaures Ammoniak 
findet sich im Guano. Die Ammoniaksalze sind also, wie die salpeter— 
sauren Salze, Stickstoffsalze. 
114. Vom Masser. 
Das Wasser ist eine mehr oder weniger klare, meist farblose 
Flũssigkeit, die aus zwei Luftarten, dem Wasserstoff und dem 
Sauerstoff, zusammengesetzt ist. In völlig reinem Zustande ist
	        
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