Full text: Lesebuch für die ländlichen Fortbildungsschulen der Provinz Ostpreußen

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und Städten. Eine größere Anzahl von Gemeinden bildet einen Kreis. 
Mehrere Kreise bilden eine Provinz, in welcher der Oberpräsident seines 
Amtes waltet. In den Provinzen des Staates aber führt der Minister des 
Innern die Aufsicht über alle Angelegenheiten und alle Beamten der einzelnen 
Glieder des Ganzen. 
Viese Tausende von Beamten sind erforderlich, um alle diese für unser 
Wohl getroffenen Maßregeln durchzuführen. Diese Personen müssen für 
ihre Mühe und Arbeit bezahlt werden. Hier wird eine Eisenbahn, dort 
ein Gerichtsgebäude, hier ein Kanal, dort eine Kaserne gebaut. Der Staat 
muß also auch Geld haben. Von alten Zeiten her besitzt das Land Güter 
und Wälder, Bergwerke und Salinen. In neuerer Zeit sind Eisenbahnen 
und Kanäle hinzugekommen, die alle einen Gewinn abwerfen. Diese Er— 
trägnisse reichen aber lange nicht aus. Deshalb müssen die Bewohner zu 
den Ausgaben des Staates etwas beitragen. Die Abgaben, welche die 
Bürger an den Staat zu zahlen haben, nennt man Steuern. Andere Ein— 
nahmen hat der Staat durch die Zölle, welche an den Grenzen des Landes 
von Waren erhoben werden, die aus dem Auslande eingeführt werden. 
Hierdurch erhält der Staat nicht allein Geld, sondern er schützt auch das 
einheimische Gewerbe. Denn wenn z. B. eine im Auslande hergestellte 
Maschine durch verschiedene Umstände bloß 100 Mark kostet, eine gleiche 
aber im Inlande nur für 110 Mark hergestellt werden kann, so würden alle 
Leute derartige ausländische Maschinen kaufen, und unsere eigenen Ge— 
werbetreibenden könnten ihre Werkstätten zuschließen und feiern. Dies zu 
verhüten, legt man an der Grenze einen Zoll, vielleicht von 10 oder 12 Mark, 
auf jede solche Maschine. Und nunmehr können unsere deutschen Arbeiter 
wieder die Hände rühren. Alle diese Einnahmen und Ausgaben des Staates 
verwaltet der Finanzminister. 
So sehen wir, wie alle Zweige der menschlichen Arbeit in dem Staate 
eine wohlwollende Unterstützung finden. Wir können wohl sagen, daß es 
kein Gebiet menschlicher Tätigkeit gibt, für dessen Gedeihen die Regierung 
nicht durch zeitgemäße Einrichtungen in musterhafter Weise Sorge trägt. 
Wir haben deshalb alle bei unserem Ringen um das tägliche Brot in der 
Regierung eine kräftige Stütze. Es sind gar viele Menschen, die dem Staate 
ob seiner Fürsorge zu Dank verpflichtet sind. Und wenn wir einmal durch 
die Straßen eines großen Ortes vielleicht zum Schlusse der Arbeitszeit gehen, 
da sehen wir Tausende, die alle rüstig schaffen und die Segnungen der All— 
gemeinheit genießen. Dr. Ostar Vache. 
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158. Von der Rechtspflege durch den Staat. 
Lehrer. Wir sind in voriger Stunde mit allen Aufgaben fertig ge— 
worden, daher will ich heute noch einiges über unser Gerichtswesen sagen. 
Fast alle von euch verlassen in einigen Tagen die Schule; für die ist es be— 
sonders wichtig, daß sie davon noch etwas erfahren. Ihr alle habt kürzlich
	        
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