62. Der Karst und seine Merkwürdigkeiten.
305
günstigen Lage ein Handelsplatz von großer Bedeutung sein könnte, der Strom
in drei große Mündungsarme, und es beginnt sein Deltaland, eine 2600 qkm
große Wildnis, die von Schilfwaldnngen erfüllt, von Flußarmen, Seen und
Lachen durchschnitten wird und den Jägern reiche Beute au Seevögeln, Wölseu
und wilden Schweinen gewährt. Der nördlichste Mündungsarm ist die Kilia,
welche zwischen niedrigen Sandinseln mündet und nur 2 bis 3 m tiefes Wasser
hat. An der Mündung des für die Schiffahrt allein geeigneten mittleren
Armes, der Snlina, liegt das auf Pfählen erbaute Städtchen gleichen Namens.
Ein weit ins Meer hinaus gebauter Molo (Steindamm) verhindert die Ver-
sandung der Mündung. Der südlichste Arm (die Mündung von St. Georg),
welcher einen zu geringen Wasserstand besitzt, und dessen Eingang außerdem
durch eine vorliegende Sandbarre gesperrt ist, erweist sich gleichfalls für den
Schiffer als unbrauchbar. Die Donaumündungen stehen unter dem Schutze
der europäischen Donankommisfion, welche aus den Vertretern von acht
europäischen Staaten besteht und ihren Sitz in Galatz hat.
Nach Braun-Wiesbadeu.
62. Der Karst und leine Merkwürdigkeiten.
Östlich vom Jsonzo erhebt sich ein Kalksteinplateau, welches unter dem
Namen des Karst bekannt ist, Krain und Jstrien in südöstlicher Richtung
durchzieht und sich auch weiter südlich im Westen der Balkanhalbinsel noch
bemerklich macht. Dieses kahle und dürre, mit Trümmergesteinen überschüttete
Hochplateau, das im Inneren wie ein Sieb durchlöchert ist, entbehrt der offenen
Flnßthäler, hat aber Überfluß au Grotten und Höhlen. Während es an der
Oberfläche an Wasser für den Anbau des Bodens gänzlich fehlt, rauschen in
der Tiese starke Wasseradern und nehmen durch Felseugäuge und Höhlen-
Weitungen einen geheimnisvollen Abfluß. Manche oberirdischen Wasserläufe des
Karst verschwinden plötzlich für immer oder kommen später am Fuße des Karst-
gebietes, uud zwar oft mit außerordentlicher Wassersülle, wieder zu Tage. Der
nagenden und auflösenden Thätigkeit jener Gewässer in der Tiefe ist es zu-
zuschreiben, daß im Kalkgesteiue mit der Zeit allerlei Gänge und Höhlungen
entstehen, die sich fortdauernd verändern und erweitern, bis zuletzt die dünn-
gewordene Decke dieser Hohlräume zusammenbricht. So entstehen jene trichter-
artigen Einsenknngen (Dolmen) und Schlünde, welche im Karst so häufig
angetroffen werden. Sobald nuu aber dem Wasser durch die Einsturzmassen
die alten Wege verlegt sind, sucht es sich andere Bahnen, und höhlt oft unter
den alten Gängen neue aus. An einer Stelle (beim Dörfchen Lueg) liegen
deren neun übereinander, von denen die oberen als die früheren, die unteren
Umschau in Heimat und Fremde. II. 20