Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

— 1483 — 
ehren und hochachten wie mein Liebstes.« Als er so sprach, empfanden 
die guten Zwerglein Mitleid mit ihm und gaben ihm den Sarg. 
Der Königssohn ließ ihn nun von seinen Dienern auf den Schultern 
forttragen. Da geschah es, daß sie über einen Strauch stolperten, und 
von dem Schüttern fuhr der giftige Apfelgrütz, den Schneewittchen ab— 
gebissen hatte, aus dem Munde. Und nicht lange, so öffnete es die 
Augen, hob den Deckel vom Sarg in die Höhe, richtete sich auf und 
war wieder lebendig. »Ach Gott, wo bin ich?« rief es. Der Königs— 
sohn sagte voll Freude: »Du bist bei mir,« erzählte, was sich zuge— 
tragen hatte, und sprach: »Ich habe dich lieber, als alles auf der Welt; 
komm mit mir in meines Vaters Schloß, du sollst meine Gemahlin 
werden.« Da war ihm Schneewittchen gut und ging mit ihm, und 
die Hochzeit ward mit großer Pracht und Herrlichkeit angeordnet. 
Zu dem Feste wurde aber auch Schneewittchens gottlose Stief— 
mutter eingeladen. Wie sie sich nun mit schönen Kleidern angetan hatte, 
trat sie vor den Spiegel und sprach: 
»Spieglein, Spieglein an der Wand, 
wer ist die Schönste im ganzen Land?« 
Der Spiegel antwortete: 
»Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, 
aber die junge Königin ist tausendmal schöner als Ihr.« 
Da stieß das böse Weib einen Fluch aus, und es ward ihr so 
angst, daß sie sich nicht zu lassen wußte. Sie wollte zuerst gar nicht 
auf die Hochzeit kommen; doch ließ es ihr keine Ruhe, sie mußte fort 
und die junge Königin sehen. Und als sie hineintrat, erkannte sie 
Schneewittchen, und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte 
sich nicht regen. Jetzt sah sie, daß alle ihre bösen Anschläge gegen 
Schneewittchen zu schanden geworden waren. 
Grimm. 
136. Rãtsel. 
Ich falle vom Himmel in wirrem Gewimmel, ich schimm're und 
flimm're und decke das Land, zahllos wie der Sand. Doch unver— 
sehens im Sonnenschein schleich' ich, und weich' ich, und schlüpf' ich 
ins Dunkel der Erde hinein. Und bist du des andern Morgens erwacht, 
bin ich spurlos verschwunden, wie der Dieb in der Nacht. — 
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