Full text: (Für das dritte Schuljahr) (Band 2, [Schülerband])

von Schmid. Reinick. Campe. 
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3. „Nun aber sagt, ihr Gänschen, mir, ich seh' euch lange an, 
Was ihr für weiße Hälse habt und rote Schnäbel dran? 
Damit singt ihr wohl allzumal 
Viel schöner als die Nachtigall?" 
4. Da räusperten die Gänschen sich und machten schnell sich niedlich 
Und fingen draus zu singen an, 's klang aber nicht gemütlich; 
Sie schnatterten, es war ein Graus, 
Und schriebt sich fast die Kehle aus. 
5. Wohl manches Kind hat hübsche Schuh' und Kleider schön und bunt, 
Wohl manches einen weißen Hals und einen roten Mund, 
Doch ist noch sehr die Frage dann, 
Ob's tanzen und auch singen kann. 
Robert Reinick. 
159. Die Gänse in Rom. 
Ungefähr 400 Jahre vor Christi Geburt geschah es, daß die 
Stadt Rom von einem feindlichen Kriegsheere erobert und zerstört 
wurde. Nur die feste Burg, die auf einem steilen Hügel lag, konnten 
die Feinde nicht gewinnen. Sie wurde von tapferen Bürgern ver¬ 
teidigt. Endlich aber entdeckten die Feinde einen geheimen Zugang. 
In aller Stille stiegen sie bei Nacht, einer hinter dem andern, die 
steile Höhe hinan. Die Wächter merkten nichts, selbst die Hunde 
wurden nicht aufgeweckt. Aber plötzlich erhoben die Gänse in der 
Burg ein lautes Geschrei. Ein Soldat hörte es, ergriff die Waisen, 
eilte herbei und gab dem ersten Feind, der heraufschlich, einen so 
gewaltigen Stoß mit dem Schilde, daß er rücklings hinunterstürzte 
und im Fallen die andern hinter ihm mit sich fortriß. Unterdessen 
waren noch andere Römer herbeigeeilt. Die Feinde wurden vollends 
hinabgeworfen, und die Burg war gerettet. 
Von da an kamen die Gänse in Rom zu sonderlicher Ehre. Auf 
Kosten des Staats wurde stets eine Anzahl ernährt. Auch wurde 
jährlich ein Gänsefest gefeiert. Dabei trug man eine schön geschmückte 
Gans feierlich in einer Sänfte durch die Stadt. Alle andern Gänse 
erhielten an diesem Tage mehr und besseres Futter, während die 
Hunde für die Nachlässigkeit ihrer Vorfahren gezüchtigt wurden. 
Joachim Heinrich Campe. 
160. November. 
1. November sagt: „Noch ist's nicht genug; 
Ich nehme dem Garten den letzten Schmuck;
	        
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