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IV. Gott und Tugend.
5. Da baut' er sich das dritte Haus
Und las ein dunkles Büschchen aus,
Wo er, den Wolken nicht so nahe,
Doch nicht die Erde vor sich sahe,
'nen Ort, der in der Ruhe liegt;
Da lebt er noch und lebt vergnügt.
Magnus Gottfried Lichtwer.
254. Der alte Sultan.
1. Der undankbare Herr.
Es hatte ein Bauer einen treuen Hund, der Sultan hieß. Der
war alt geworden und hatte alle Zähne verloren, so daß er nichts mehr
fest Packen konnte. Zu einer Zeit stand der Bauer mit seiner Frau vor
der Hausthür und sprach: „Den alten Sultan schieß' ich morgen tot, der
ist zu nichts mehr nütze." Die Frau, die Mitleid mit dem treuen Tiere
hatte, antwortete: „Da er uns so lange Jahre gedient und ehrlich bei
uns ausgehalten hat, so könnten wir ihm wohl das Gnadenbrot geben."
— „Ei was," sagte der Mann, „du bist nicht recht gescheit. Er hat
keinen Zahn mehr im Maul, und kein Dieb fürchtet sich vor ihm; er
kann jetzt abgehen. Hat er uns gedient, so hat er sein gutes Fressen
dafür gekriegt."
2. Der listige Anschlag.
Der arme Hund, der nicht weit davon in der Sonne ausgestreckt
lag, hatte alles mit angehört und war traurig, daß morgen sein letzter
Tag sein sollte. Er hatte einen guten Freund, das war der Wolf;
zu dem schlich er abends hinaus in den Wald und klagte über das Schick¬
sal, das ihm bevorstände. „Höre, Gevatter," sagte der Wolf, „sei gutes
Mutes, ich will dir aus deiner Not helfen! Ich habe etwas ausgedacht.
Morgen in aller Frühe geht dein Herr mit seiner Frau auf die Wiese
zum Heumähen, und sie nehmen ihr kleines Kind mit, weil niemand
im Hause zurückbleibt. Sie Pflegen das Kind während der Arbeit
hinter die Hecke in den Schatten zu legen. Lege dich daneben, gleich
als wolltest du es bewachen! Ich will dann aus dem Walde heraus¬
kommen und das Kind rauben. Du mußt mir eifrig nachspringen, als
wolltest du es mir wieder abjagen. Ich lasse es fallen, und du bringst
es den Eltern wieder zurück. Die glauben dann, du hättest es gerettet,
und sind viel zu dankbar, als daß sie dir ein Leid anthun sollten; im
Gegenteil, du kommst in völlige Gnade, und sie werden es dir an nichts
mehr fehlen lassen." Der Anschlag gefiel dem Hunde zwar nicht völlig,
weil sein Herr hinters Licht geführt werden sollte; indes was sollte er
machen? Einen Schaden hatte ja niemand dabei. So ward denn dör