Full text: Deutsches Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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2. Sah zu der blanken Säge, — es war mir wie ein Traum — 
Die bahnte lange Wege in einen Tannenbaum. 
3. Die Tanne war wie lebend; in Trauermelodie, 
Durch alle Fasern bebend, sang diese Worte sie: 
4. „Du kehrst zur rechten Stunde, o Wanderer, hier ein; 
Du bist's, für den die Wunde mir dringt ins Herz hinein. 
5. Du bist's, für den wird werden, wenn kurz gewandert du, 
Dies Holz im Schoß der Erden ein Schrein zur langen Ruh'.“ 
6. Vier Bretter sah ich fallen; mir ward's ums Herze schwer. 
Ein Wörtlein wollt' ich lallen, da ging das Rad nicht mehr. 
Justinus Kerner. 
5. Rudelsburg. 
L. An der Saale hellem Strande 
Stehen Burgen, stolz und kühn; 
Ihre Dächer sind zerfallen, 
Und der Wind streicht durch die Hallen, 
Wolken ziehen d'rüber hin. 
2. Zwar die Ritter sind verschwunden, 
Nimmer tönet Speer und Schild; 
Doch dem Wanderer erscheinen 
Auf bemoosten alten Steinen 
Nachtgestalten zart und mild. 
3. Droben winken schöne Augen, 
Freundlich lacht manch roter Mund, 
Und der Wand'rer steht von ferne, 
Schaut in blauer Auglein Sterne, 
Herz ist heiter und gesund. 
4. Doch der Wand'rer muß von dannen, 
Weil die Abschiedsstunde ruft; 
Und er singet Abschiedslieder, 
Lebewohl! tönt ihm hernieder, 
Tücher wehen durch die Luft. 
F. Kugler. 
6. Das deutsche Herz. 
1. Ich kenn' ein'n hellen Edelstein 
Von trefflich hoher Art, 
In einem stillen Kämmerlein, 
Da liegt er gut verwahrt. 
Kein Demant ist, der diesem gleicht, 
So weit der liebe Himmel reicht.
	        
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