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vor allem aber für die kleinen Kinder, die sich das ganze Jahr auf diesen einen
flbend freuen und auf diesen einzig schönen einen fbend wie auf keinen
zweiten. Delche Hufregung, wenn die kleine Klingel ertönt! Mit feierlichem
Ernst, wie es der Hugenblick verlangt (wohl auch mit sehr unterdrücktem
mütterlichen Cachreiz oft), wird die Tür geöffnet: „hurra, Christkindl!⸗
fuch wir Erwachsene fühlen um die Deihnachtszeit immer etwas in
unserm Innern lebendig werden. Die funkelnde Herrlichkeit und der
würzige Tannenduft ziehen auch uns wie ein Riesenmagnet in den ganzen
Zauber der julnächtigen Woche*) hinein. Im fbglanz der kinderseligkeit
und dem Erinnern an die einst selbstgenossenen Christbaumfreuden werden
auch wieder die alten Ceutchen jung, zurũckschauend, glũückessatt.
Rudolf Preifecker. Hus: „Die krau im hause, Ceipzig 900.
80. Vor Weihnachten.
Die Kindlein sitzen im Zimmer —
Weihnachten ist nicht mehr weit
Bei traulichem Lampenschimmer
Und jubeln: Es schneit, es schneit!
Das leichte Flockengewimmel,
Es schwebt durch die dämmernde Nacht
Herunter vom hohen Himmel,
Vorüber am Fenster so sacht.
Und wie ein Flöckchen im Tanze
Den Scheiben vorüberschweift,
Da flimmert's in silbernem Glanze,
Vom Lichte der Lampe bestreift.
Die Kindlein sehn's mit Frohlocken,
Sie drängen ans Feunster sich dicht,
Sie verfolgen die silbernen Flocken;
Die Mutter lächelt und spricht:
„Wißt, Kinder! die Englein schneidern
Im Himmel jetzt früh und spät,
An Puppenbettchen und Kleidern
Wird auf Weihnachten genäht.
Da fällt von Jäckchen und Röckchen
Manch silberner Flitter beiseit,
Von Bettchen manch Federflöckchen.
Auf Erden sagt man, es schneit.
Und seid ihr lieb und vernünftig,
Ist manches für euch auch bestellt.
Wer weiß, was Schönes euch künftig
Vom Tische der Engelein fällt!“
Die Mutter spricht's. Vor Entzücken
Den Kleinen das Herze da lacht;
Sie träumen mit seligen Blicken
Hinaus in die zaub'rische Nacht.
Karl Gerok.
81. Hausregeln.
1. Die schweren Worte.
Es gibt gewisse Worte und Redensarten, die, so einfach und leicht
sie scheinen, doch äußerst schwer über die Zunge gehen, auf die man sich
in dem Augenblicke, wo sie gebraucht werden sollten, nur mit vieler Mühe
*) jul ist ein altnordisches ort und bedeutet freude. Das Julfest war das
Winterfeft der nördlichen sermanen, ursprünglich wohl den Feelen der Nnbgeschiedenen
geweiht, die in den Julnächten besonders gerne shren Umzug in der Cuft gehalten haben
sosen. Nnn Stelle des heĩdnischen kestes trat unser Weshnachtsfest. Julnãchtige Doche
hier sobiel wie Deshnachtswoche.