Full text: Lehr- und Lesebuch für weibliche Sonntags- und Fortbildungsschulen

228 — 
Sehr geehrte Frau! 
Sie waren so gütig mir die Stelle eines Zimmermädchens 
in Ihrem Hause anbieten zu lassen und haben mir durch das hier— 
durch geschenkte Vertrauen große Freude bereitet. Um so mehr 
schmerzi es mich Ihnen mitleilen zu müssen, daß es mir für den 
Augenblick leider nicht möglich ist Ihrem Wunsche zu entsprechen. 
Ich hatte allerdings die Absicht eine Stelle anzunehmen und hätte 
mich glücklich geschätzt in Ihrem Hause ein Unterkommen zu finden; 
aber vor einigen Tagen erkrankte meine Mutter derart, daß der 
Arzt meinte, die Krankheit könne mehrere Monate andauern. Da 
ich die einzige Stütze der Kranken bin, so würde ich gewiß sehr 
unrecht handeln, wenn ich sie jetzt verlassen und sie fremder Pflege 
anvertrauen wollte. Entschuldigen Sie daher gütigst, wenn ich unter 
diesen Umständen Ihr Anerbieten ablehnen muß, und bewahren Sie 
mir für die Zukunft dieselbe freundliche Gesinnung. 
Mit aufrichtiger Hochachtung bin ich 
Ihre 
ergebene 
Hof den 15. November.. 
A. Seyfferth. 
Hochgeschätzte Frau Paul! 
Von mehreren meiner Freundinnen wurde mir gerühmt, daß 
Sie sehr geschmackvolle Putzarbeiten verfertigen und dabei billige 
Preise stellen. Dies veranlaßt mich Sie zu ersuchen, mir bis zum 
6. Juni einen Sommerhut von rosaseidenem Stoff zu verfertigen. 
Bezüglich der Fasson und Ausschmückung des Hutes will ich 
nichts bestimmen; ich überlasse in dieser Beziehung alles Ihrem 
Ermessen, da Sie von den Moden natürlich viel besser unter— 
richtet sind, als ich es sein kann. Die Botenfrau wird den Hut 
am 7. Juni abholen und ich ersuche Sie dem Hute die Rechnung 
sogleich beizulegen. 
In der Hoffnung durch Ihre Arbeit und den gestellten Preis 
zu ferneren Bestellungen bei Ihnen bestimmt zu werden, bin ich 
mit aller Hochachtung 
8 
Ihre 
Hersbruck den 22. Mai 
ergebenste 
Thusnelda Bauer. 
Sulzbacherstraße 18.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.