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Sehr geehrte Frau!
Sie waren so gütig mir die Stelle eines Zimmermädchens
in Ihrem Hause anbieten zu lassen und haben mir durch das hier—
durch geschenkte Vertrauen große Freude bereitet. Um so mehr
schmerzi es mich Ihnen mitleilen zu müssen, daß es mir für den
Augenblick leider nicht möglich ist Ihrem Wunsche zu entsprechen.
Ich hatte allerdings die Absicht eine Stelle anzunehmen und hätte
mich glücklich geschätzt in Ihrem Hause ein Unterkommen zu finden;
aber vor einigen Tagen erkrankte meine Mutter derart, daß der
Arzt meinte, die Krankheit könne mehrere Monate andauern. Da
ich die einzige Stütze der Kranken bin, so würde ich gewiß sehr
unrecht handeln, wenn ich sie jetzt verlassen und sie fremder Pflege
anvertrauen wollte. Entschuldigen Sie daher gütigst, wenn ich unter
diesen Umständen Ihr Anerbieten ablehnen muß, und bewahren Sie
mir für die Zukunft dieselbe freundliche Gesinnung.
Mit aufrichtiger Hochachtung bin ich
Ihre
ergebene
Hof den 15. November..
A. Seyfferth.
Hochgeschätzte Frau Paul!
Von mehreren meiner Freundinnen wurde mir gerühmt, daß
Sie sehr geschmackvolle Putzarbeiten verfertigen und dabei billige
Preise stellen. Dies veranlaßt mich Sie zu ersuchen, mir bis zum
6. Juni einen Sommerhut von rosaseidenem Stoff zu verfertigen.
Bezüglich der Fasson und Ausschmückung des Hutes will ich
nichts bestimmen; ich überlasse in dieser Beziehung alles Ihrem
Ermessen, da Sie von den Moden natürlich viel besser unter—
richtet sind, als ich es sein kann. Die Botenfrau wird den Hut
am 7. Juni abholen und ich ersuche Sie dem Hute die Rechnung
sogleich beizulegen.
In der Hoffnung durch Ihre Arbeit und den gestellten Preis
zu ferneren Bestellungen bei Ihnen bestimmt zu werden, bin ich
mit aller Hochachtung
8
Ihre
Hersbruck den 22. Mai
ergebenste
Thusnelda Bauer.
Sulzbacherstraße 18.