Full text: (Für das 4. und 5. Schuljahr) (Band 2, [Schülerband])

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da die Mutter von der Göttin zum Lohne für ihre Kinder erflehte, 
was den Menschen das beste sei, im Tempel einschliefen und nicht 
wieder erwachten. Da verhehlte Krösus seinen Unwillen nicht, daß 
Solon sein Glück nicht einmal dem des bloßen Bürgers gleich achte, 
worauf dieser erwiderte, er könne niemand vor seinem Tode glücklich 
nennen; denn die Gottheit habe vielen das Glück wohl gezeigt, sie 
dann aber zu Grunde gerichtet. 
2. Als Solon fort war, fing Krösus auch an, die Wandel¬ 
barkeit des Glücks zu erfahren. Er hatte zwei Söhne; der eine 
war taubstumm, der andere ausgezeichnet vor allen seinen Gespielen. 
Von diesem hatte Krösus einen Traum, daß ihm ein eiserner Speer 
den Tod bringen werde. Um ihn davor zu hüten, ließ der besorgte 
Vater alle Waffen aus seiner Nähe bringen, erlaubte ihm aber 
doch einst auf sein dringendes^Bitten, an der Jagd gegen einen 
gewaltigen Eber teilzunehmen, der ja, wie der Jüngling sagte, 
doch kein eisernes Geschoß habe. Aber ein solches flog auf ihn 
aus der Hand eines Genoffen, der nach dem Tiere zielte, und traf 
ihn zum Tode. 
3. Aus seiner zweijährigen Trauer weckte den Krösus die 
wachsende Macht des Cyrus, und er beschloß, ihr Schranken zu 
setzen; doch wollte er dieses wichtige Unternehmen ohne Götter¬ 
sprüche nicht beginnen. Das größte Vertrauen faßte er zu dem 
Orakel des Gottes Apollo zu Delphi in Griechenland. Um sich 
den Gott geneigt zu machen, ließ er ihm Opfer in großer Menge 
schlachten und sandte Weihgeschenke von großem Werte nach Delphi. 
Dann ließ er das Orakel fragen, ob er den Krieg gegen die Perser 
getrost beginnen könne, und erhielt die Antwort, daß er, wenn er 
wider die Perser zöge, eine große Herrschaft vernichten würde. 
Diesen Spruch deutete er ganz zu seinen Gunsten und sandte zu 
einer abermaligen Erkundigung nach Delphi, ob seine eigene Herr¬ 
schaft lange bestehen werde, worauf erwidert ward, nur wenn über 
die Meder ein Maultier herrschen würde, solle er sich zur Flucht 
wenden. Hierüber freute er sich am meisten, da der Gott seinen 
Fall an ein, wie er meinte, unmögliches Ereignis geknüpft habe. 
4. Schon hatte Krösus Bündnisse mit Ägypten und Babylon 
geschloffen, und nun führte er sein Heer über den Halys, den 
Grenzfluß, der sein Reich vom medischen schied. Aber nach einer 
unentschiedenen Schlacht ließ ihm der rasche Cyrus nicht Zeit zur 
Erneuerung des Kampfes, sondern erschien vor Sardes, ehe Krösus
	        
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