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nur theilnahmlos verhielt, sondern sogar Miene machte, dem 
empörten Regimente Beistand zu leisten, so sah sich die Regentin 
genöthigt, mit den Truppen zu capituliren und den General 
Llauder aus dem Ministerium zu entlassen. An die Stelle dessel- 
den ward der General Valdez zum Kriegsminister ernannt. 
Die neuen Minister hatten den Vorsatz, mehr Energie als 
ihre Vorganger zu entwickeln und besonders die geheimen Gesell- 
schasten, den Herd der Unruhen, zu unterdrücken. Kaum aber 
hatten sie diese Absicht kund werden lassen, als die Exaltados, 
durch ungünstige Nachrichten vom Kriegsschauplatze aufgereizt, in 
Saragossa, Barcelona, Neus und Valencia ihr Haupt 
erhoben und revolutionaire Junten errichteten. In letzterem Orte 
ward am 5. August der ehemalige Beichtvater Ferdinands VII. 
und Wiederhersteller der Inquisition, der berühmte Eanonicus 
Blas Ostalaza erschossen, und alle dort verhafteten Carlisten 
wurden auf die grausamste Weise ermordet. An demselben Tage 
fiel in Barcelona der General Bassa, den die Regierung dorthin 
beordert hatte, in einem Gefechte gegen die Aufrührer. Sein 
Leichnam ward von dem Pöbel durch die Straßen geschleift und 
auf einem vor dem Polizeigebaude errichteten Scheiterhaufen ver- 
brannt. Was in den aufrührerischen Provinzen geschah, fand 
bald in der Hauptstadt Nachahmung. Am 15. August erklarten 
sich in Madrid, bei Gelegenheit der Vorbereitungen zu dem alten 
Nationalschauspiele, einem Stiergefechte, mehrere Bataillone der 
Bürgermiliz (Urbanos) für die Sache der Freiheit. Sie rückten 
unter Trommelschlag und Absingen der Hymne Riego's auf den 
großen Platz und stellten sich dort in Schlachtordnung, unter dem 
Rufe: „Es lebe die Freiheit! Es lebe die Constitution! Zu den 
Waffen!" Dies Geschrei und anhaltende Musketensalven lockten 
die übrigen Bataillone herbei. Sie lagerten sich auf dem Platze 
und errichteten, vom Pöbel unterstützt, überall in den Gassen 
Barricaden. Die Linientruppen standen im Prado, wagten aber 
keinen Angriff. Am 16. Morgens schickten die Aufrührer eine De- 
putation nach Aranjuez ab, um der Regentin Preßfreiheit, ein 
verändertes Wahlgesetz, Einberufung der constitutionellen Cortes, 
Aufhebung aller Klöster und ein Aufgebot von 200,000 Mann 
für den Krieg gegen Don Carlos abzunöthigen. Es gelang jedoch 
Toreno, den drohenden Schlag für diesmal noch abzuwenden, in- 
dem er treue Linienregimentcr gegen den großen Platz vorrücken
	        
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