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14. Altdeutsche Kampfspiele.
„Wenn mir's der Fürst gestattet und die Häupter des Volks, so
will ich versuchen, was ich ehedem gelernt." Der Fürst winkte,
einer aus dem Gefolge sprang nach dem Hofe und trug eine
Waffe aus Eichenholz herzu, vom Griffe nach rückwärts gekrümmt,
vorn mit scharfer Schneide. Die Keule ging von Hand zu Hand,
lachend wogen die Männer das leichte Werkzeug. „Eine Waffe
dieser ähnlich trägt unser Sauhirt. um Wölfe zu schlagen", rief
Theodulf verächtlich, aber Jsanbart, der Greis, entgegnete
strafend: „Du sprichst thöricht, ich sah von solchem Holze, nicht
so schwer als dieses, einen Schädel brechen wie einen Thonkrug."
Und er legte die Keule dem Wirte in die Hand.
„Wer jemals in den Ostmarken über eine Walstatt geritten
ist," sprach der Fürst, „der kennt die Wunden, welche dieser
Knorren schlägt. Doch von alten Kriegern habe ich gehört, daß
ein Geheimnis in dem Holze liegt, und daß man schwer des
Wurfes mächtig wird; denn tückisch soll es dem Unvorsichtigen
das eigne Haupt treffen. Nicht unwert ist dieses Holz der Hand
des Edlen; denn es war vor Zeiten eines Königs Waffe, und
mein Vater brachte sie aus der Fremde heim."
„Dann soll sie ihre Kunst dem Sohne erweisen", rief Ingo
freudig und faßte darnach. Mit kurzem Armschwung warf er
die Keule, sie flog in krausem Bogen durch die Luft; doch als
alle meinten, daß sie zu Boden schlagen würde, fuhr sie, wie
durch eine Schnur gezogen, wieder nach dem Manne zurück; er
packte sie in der Luft am Griffe und warf sie wieder hierhin und
dahin, immer schneller, und immer kehrte sie gehorsam vom
Schwünge in seine Hand. So mühelos und lustig schien das
Spiel mit dem Eichenkloben, daß die Zuschauer näher traten,
und lautes Gelächter durch den Kreis ging.
„Das ist ein Gaukelspiel des fahrenden Mannes", rief Theo¬
dulf verachtend. ^
„Es ist eines Mannes Handwehr", versetzte der Fremde
entgegen; „schwerlich ist dein Schädel fester als diese Eisenkappe."
Er sprach zu Wolf, und dieser legte in Weite eines Speerwurfs
einen alten Eisenhelm auf einen Pfahl. Der Fremde maß das
Ziel, wog die Waffe in schwingender Hand, warf sie im Bogen
nach dem Helme und sprang in gewaltigem Satze nach. Laut
krachte das berstende Metall, und doch fuhr die Keule wieder
zurück, und wieder packte sie Ingo mit starker Hand und hielt sie
hoch. Ein Ruf des Erstaunens erscholl in dem .Ringe, ein Haufe
sammelte sich neugierig um den zerschlagenen Helm.
„Wohlan", begann Theodulf herablassend, „hast du uns
deine Gewohnheit gezeigt, so versuch es auch mit unserem Brauch.
Führt den Springern die Rosse heran!"
Zuerst wurden zwei Rosse neben einander gestellt, Kopf an
Kopf und Schweif an Schweif. Die Springer traten zurück und